FB-Vorstände auf Exkursion mit den GRÜNEN im Steigerwald

– von Peter Purrucker –

Der Steigerwald – das „Grüne Herz Frankens“ – ist einzigartig. Schon beim Betreten des Ebracher Forsts wird das denen klar, die sich auf den Weg gemacht haben, den nördlichen Steigerwald im Rahmen einer „Grünen Exkursion in den Steigerwald“ zu erkunden. Neben Politikern und Aktivisten hatten sich am 6. März 2017 mehr als 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger eingefunden, darunter Joachim Kalb und ich vom Fränkischen Bund.

von links: Dr. G. Sperber, P. Purrucker, J. Kalb (FB), M. D. Schneider (Bürgermeister Ebrach), Dr. Magerl, M. Ganserer (Grüne)

„Der Steigerwald braucht eine faire Chance in der Diskussion um einen dritten Nationalpark in Bayern. Der Schutz der dortigen Buchenwälder muss ganz weit vorne stehen“, betonte Dr. Magerl, als er zusammen mit Ebrachs erstem Bürgermeister Max-Dieter Schneider die Exkursion im Rathaus eröffnete. Für den, seine Kommune und nicht nur die sei ein Nationalpark im Steigerwald von großer Bedeutung. „Es ist ja klar, dass ein dritter Nationalpark in Bayern kommen soll. Ich möchte dafür sorgen, dass der zu uns kommt“, erklärte das Marktoberhaupt, ehe die Gruppe in den Ebracher Forst aufbrach, um sich dort unter der fachkundigen Führung des ehemaligen Forstamtsdirektors Dr. Georg Sperber ein Bild von der Situation zu machen.

Schnell kristallisierte sich heraus: Ohne den Schutz der teilweise 300 Jahre alten Buchenbestände im Steigerwald, die europaweit ihresgleichen suchen, wird diese Region unweigerlich nicht nur um ein Wahrzeichen ärmer. Bei weiterer Bewirtschaftung – so wie derzeit von München aus zentralistisch organisiert – droht der einzigartige Baumbestand für immer verlorenzugehen. „Keine andere Baumart wurde so sehr zurückgedrängt wie die Buche“, erläuterte Referent Dr. Sperber, „mittlerweile sind Fichten und Kiefern die häufigsten Baumarten bei uns und die gehören nicht wirklich hierher.“ Zudem, so führt der Forstmann aus, könne man auch nicht immer von südamerikanischen Ländern fordern, dass sie ihre Regenwald-Bestände schützen, „auch bei uns muss etwas passieren. Auch wir müssen unser Naturerbe schützen.“
Und das ist im Steigerwald ein ganz Besonderes: Im Vergleich zum Spessart, der ebenfalls als Nationalpark-Kandidat gehandelt wird, zeichnet sich er sich durch seine besonders schützenswerten natürlichen Waldgesellschaften und seine bunte Geologie aus. „Die große Bandbreite, die von Sandböden bis hin zu schweren Tonböden reicht, macht das Ganze außergewöhnlich wertvoll“, so Sperber weiter.
„Deshalb werden wir auch weiterhin entschlossen für einen Nationalpark im Steigerwald kämpfen. Entgegen der Befürchtungen der Nationalpark-Gegner wird die Ausweisung der Waldflächen einen spürbaren Aufwind durch die Region wehen lassen“, führte Dr. Magerl von den Grünen aus. Die Exkursion habe gezeigt, wie wertvoll dieses Gebiet ist. Auch die Ausführungen von Dr. Sperber hätten verdeutlicht, dass der Steigerwald im Naturschutz europäische Bedeutung hat, weshalb er bei der Suche nach einem weiteren Nationalpark unbedingt berücksichtigt werden sollte.
Dr. Magerl weiter: „Ein Nationalpark schafft auf jeden Fall sichere Arbeitsplätze. Es ist also völlig falsch, zu sagen, es würden Arbeitsplätze vernichtet. Letztendlich ist es ein kleiner Ausschnitt der Staatswälder, die für einen Nationalpark in Frage kommen. Es bleibt auf jeden Fall genügend Holz für beispielsweise die Sägeindustrie und für alle, die dort vom Wald leben.“
Die Veranstaltung ging im Hotel Klosterbräu in Ebrach bei einem gepflegten fränkischen Mahl zu Ende, wobei weitere Engagierte Gelegenheit hatten, sich und ihre Aktivitäten für den Nationalpark Steigerwald vorzustellen.

Interessant in diesem Zusammenhang folgende Abstimmung (Zitat aus: Ebrach.inFranken.de)

Bayern sucht einen dritten Nationalpark. Ausgerechnet der Steigerwald soll im Auswahlverfahren der Staatsregierung keine Rolle mehr spielen. Wie denken Sie darüber? (Ergebnis)
Gesamt 479 Stimmen
83,30% – Es wäre sträfliches Politikversagen, die Chancen unserer Region auf einen solchen Titel zu verspielen. Der Steigerwald soll dritter Nationalpark und Weltnaturerbe in Bayern werden.
16,08% – Ich bin gegen einen Nationalpark im Steigerwald. Die Politiker tun gut daran, den Steigerwald so zu belassen wie er ist. Ein Nationalpark bringt nur Probleme.
0,62% – Mir egal.

 

Nicht nur wegen dieser Abstimmung sollte sich unser „Fränkischer Bund“ deutlicher für einen Nationalpark Steigerwald positionieren. Siehe auch: http://www.pro-nationalpark-steigerwald.de/

Waischenfeld wechselt die Farben

 – von Joachim  Kalb –

Ich staunte nicht schlecht, als auf dem Felsen nahe der Burg in Waischenfeld die weiß-blaue Fahne nach Jahrzehnten durch eine stattliche Frankenfahne abgelöst wurde.

In der Ortsmitte wurde ein Bierdorf errichtet, das ebenfalls entsprechend gekennzeichnet war. Was will man mehr! Die Bevölkerung und die Wirtschaft machen es uns vor, die Politiker werden nachziehen müssen. Herr Söder arbeitet offensichtlich schon daran.

Ein Besuch im fränkischen Waischenfeld lohnt sich immer! Schauen Sie sich bei dieser Gelegenheit die vielen aufschlussreichen Schautafeln und Sehenswürdigkeiten in der kleinen Stadt an. Es wird einem dabei unwillkürlich bewusst, welchen extrem wichtigen Beitrag unsere ehrenamtlichen Heimatpfleger vor Ort – wie in diesem Fall Herr Helmut Wunder – leisten.
Sie sind es, die die fränkische Heimatgeschichte, die in den Schulen nicht mehr gelehrt wird, weil man uns weismachen will, dass wir schon immer Bayern gewesen sind, vorbildlich aufarbeiten und vor Ort so präsentieren, dass sie jeder versteht. Ihre ehrenamtliche Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Fränkischer Karpfen aus dem Aischgrund

– von Jürgen Raber –  www.frankenrabe.de

Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist eine der bekanntesten europäischen Fischarten und seit der Antike ein beliebter Speisefisch, der häufig in Fischteichen aufgezogen wird. Der Wildbestand gilt heute als bedroht. Seine Verbreitung erfolgte nicht zuletzt auch durch die Klöster, wo er – bei Verzicht auf Fleisch – eine willkommene Fastenspeise darstellte.
In Deutschland ist unter anderem Franken eine Hochburg des Karpfens. Der „Aischgründer Karpfen g.g.A.“ (geographisch geschütze Angabe) ist eine bekannte Spezialität der Gegend. Er ist benannt nach dem Flüsschen Aisch und liegt etwa in einem Dreieck, das die Städte Nürnberg, Bamberg und Neustadt an der Aisch bilden.
Im Aischgrund gibt es derzeit über 7000 Teiche mit einer Fläche von etwa 3000 ha, die von rund 1200 Teichwirten bewirtschaftet werden. Die Aischgründer Teichwirtschaft ist sehr kleinstrukturiert. Dies macht sie im Vergleich zu anderen Teichgebieten in Europa einmalig. Die Teichwirtschaft ist somit ein bedeutender wirtschaftlicher aber auch kultureller Faktor, der nicht nur die reizvolle Landschaft sondern wesentliche Züge der gesamten Region prägt. Insgesamt werden während einer Saison 15.000 Zentner Karpfen verbraucht. Dies entspricht 750 t oder einer Menge von etwa 1,2 Mio. Karpfenportionen. Nach Schätzungen beläuft sich die Erzeugung an Speisekarpfen im Aischgrund auf etwa 2.000 Tonnen. http://www.karpfenfilm.de
Die Erzeugung erfolgt auf Basis von Naturnahrung und Getreide. Bei fachgerechter Erzeugung ist der Karpfen ein Fisch mit geringem Fettgehalt und hervorragender Fettsäurezusammensetzung. Es herrschen hier kurze regionale Wirtschaftskreisläufe vor. Ohne lange Transportwege landet der Karpfen absolut frisch auf dem Teller des Verbrauchers.
Spiegelkarpfen weisen nur wenige, vergrößerte, metallisch glänzend und unregelmäßig verteilte Schuppen an den sonst schuppenlosen Seiten auf. 80 % werden einschließlich Kopf und Flossen längs in zwei Hälften gespalten, in Mehl (seltener Gries oder Semmelbrösel) gewendet und in schwimmendem Fett gebacken („Karpfen fränkisch“). Dabei sind die Flossen knusprig essbar. Serviert wird er dann mit gemischtem Salat (inkl. Kartoffelsalat).
Weitere Zubereitungsarten sind: Karpfen blau, Karpfen heiß geräuchert mit Kren (Meerrettich) und Schwarzbrot, Karpfenbratwürste, Karpfensuppe, grätenfreies Karpfenfilet mit Weinsoße oder anderen Zubereitungsarten, Karpfensushi, Karpfensülze, Karpfengulasch, Karpfenroulade, Karpfen im „Schlafrock”, Karpfen-Buffet, Karpfen-Schnaps,… http://www.karpfenschmeckerwochen.de
Der Geschmack des Fisches hängt stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter). Wird der Fisch direkt aus dem Ursprungsgewässer heraus zubereitet, schmeckt er oft strohig oder schlammig („mooseln“). Das kommt von einer Blaualge, die bei Überdüngung der Teiche am Grund wächst, wo die Karpfen typischerweise ihre Nahrung suchen. Der Fisch muss daher zuvor in frischem Wasser gehalten („ausgewässert“) werden, damit sie diesen Beigeschmack möglichst verlieren. Hieran erkennt man gute Gastwirte.
Karpfen-Gaststätten bieten ihn traditionell während der sog. „Karpfensaison“ in den acht Monaten mit dem Buchstaben „r“ an, also von September bis April. Die drei nachfragestärksten Monate während der Karpfensaison sind hierbei nach Nennungen der Gastwirte der September, Oktober und November. Die Nachfrage verringert sich dann und erlebt in der Karwoche vor Ostern nochmals eine deutliche Zunahme.
Tipp:
Der Karpfen nimmt im Winter keine Nahrung auf!
Deshalb ist er nach seiner „Fastenzeit“, also in der zweiten Hälfte der Saison, wesentlich bekömmlicher und nicht mehr so fett.

Martin Luther – Thüringer, Sachse oder gar Franke?

Ketzerische Gedanken und Betrachtungsweisen zum Reformationsjubiläum
– von Martin Truckenbrodt –

Als Martin Luther geboren wurde, war die Landgrafschaft Thüringen schon einige Zeit Geschichte. Bereits seit 1247 gab es kein eigenständiges Thüringen mehr. Im Freistaat Thüringen wird Martin Luther trotzdem als Thüringer bezeichnet. Ein Blick zurück zeigt, dass es gar nicht so einfach ist, ihm eine Identität zuzuschreiben.

Martin Luther war für die römisch-katholische Kirche ein Ketzer gewesen. Er war einer der bedeutendsten Kirchenreformatoren des Mittelalters am Übergang zur Neuzeit. Er war ein sehr bedeutender Revolutionär und hat letztendlich auch zu Reformen in der römisch-katholischen Kirche beigetragen.
Auf Grund der Tatsache, dass er das von Menschenhand geschriebene Wort der Bibel doch schon extrem wörtlich nahm, würde man ihn heute wahrscheinlich als religiösen Fanatiker bezeichnen, wie man dies bei Anhängern des Kreationismus und des Intelligent Design, also den Gegnern der Evolutionstheorie, meist tut. Auch sein im Laufe der Zeit zunehmender Groll auf die Juden, weil diese ihren und seinen Messias nicht anerkennen wollten, wird gerne vorschnell als anti-semitische Haltung und damit als Fanatismus interpretiert.
Martin Luther war auf jeden Fall nach seinem Selbstverständnis ein Deutscher gewesen. Er war einer der Ersten, die sehr häufig und deutlich vom Deutschen Volk schrieben. Somit war er im Sinne der Förderung des deutschen Einheitsgedankens also auch ein Nationalist. So musste er später allerdings oft auch für die Propaganda extremer Nationalisten herhalten.
Martin Luther war einer der Ersten, die den weltlichen Landesherren als kirchliches Oberhaupt einer evangelischen Landeskirche akzeptierten. Z.B. seinen Umschwung bzgl. seiner Haltung zu den  Bauernaufständen könnte man auch in diesem Zusammenhang sehen. War er ein ergebener Diener seines Landesherren, seines Mäzen? Er war auf jeden Fall, aus seinem Selbstverständnis heraus, ein ergebener und unterwürfiger Diener Gottes!
Martin Luther wurde am 10.November 1483 in Eisleben in der Grafschaft Mansfeld geboren, wo er auch starb. Also ist er ein gebürtiger Eislebener und Mansfelder gewesen.
Eisleben liegt heute in Sachsen-Anhalt. Also wäre er entsprechend der aktuellen Landespolitik des Freistaats heute ein Sachsen-Anhaltiner.
Eisleben liegt im Kernsiedlungsraum der Thüringer, im Kerngebiet des kurzlebigen Königreichs der Thüringer und im daraus entstandenen thüringisch-obersächsischen Sprach- und Kulturraum. Deshalb war Martin Luther auch ein Thüringer. Er selbst stellte jedoch angeblich auf seinem Gang 1521 nach Worms klar, er sei kein Thüringer, sondern ein harter Sachse. Setzt man unter genauer historischer Betrachtung Thüringen und Obersachsen als Synonyme gleich, erkennt man hier eine gewisse Haarspalterei und stellt fest: Die Leipziger Teilung von 1485 hat wohl schon damals einen sehr tiefen Graben gerissen, wo eigentlich gar keiner ist.
Die Familie seiner Mutter stammt aus Bad Neustadt an der Saale und zog aus wirtschaftlichen Gründen nach Eisenach um. Seine Mutter, noch im heutigen Unterfranken geboren, gehörte also in Kursachsen der zweiten Generation fränkischer Wirtschaftsimmigranten an. Martin Luthers Vater stammt aus Möhra. Möhra gehörte damals zum Amt Salzungen, welches von den fränkischen Grafen von Henneberg und deren Nebenlinie der Herren von Frankenstein eingerichtet wurde, als Teil der fränkischen Gefürsteten Grafschaft Henneberg von 1500 bis 1806 zum Fränkischen Reichskreis gehörte und zur Zeit der Reformation gemeinsam von den Henneberger Grafen und den Wettinern regiert wurde. Das Gebiet liegt im Süden des historischen Ringgau, wo historisch, sprachlich und kulturell Thüringen, Franken und Hessen aufeinander treffen. Die Familie Luther soll angeblich aus dem nicht weit von Möhra entfernten, stark fränkisch geprägten Fuldaer Becken, dem heutigen Osthessen, stammen. Unter dem Strich betrachtet ist es also durchaus legitim zu behaupten, Martin Luther hatte nennenswerte fränkische Wurzeln.
Ist Martin Luther also ein Deutscher, ein Sachsen-Anhaltiner, ein in Eisleben geborener Mansfelder und ein zeitweise im kursächsischen Wittenberg und im kurmainzischen Erfurt beheimateter Thüringer mit fränkischem Migrationshintergrund gewesen?
Das klingt erstmal sehr ungewöhnlich, aber irgendwie auch zumindest ein bisschen logisch.
Welche Rolle spielte eigentlich Franken bei der Reformation?
Ehrlich gesagt, keine allzu große Rolle. Oder doch? Jedenfalls kann man Folgendes feststellen:
Nürnberg war damals die größte und bedeutendste Stadt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die Buchdrucker in Nürnberg waren maßgeblich an der Verbreitung von Martin Luthers Schriften beteiligt. 1532 wurde in Nürnberg der Nürnberger Religionsfrieden beschlossen, der eine erste, wenn auch leider nicht dauerhafte, Basis für ein friedliches Miteinander beider Konfessionen war. Das hätte eigentlich Grund genug sein müssen, auch Nürnberg in den Lutherweg einzubinden. Der die evangelisch-lutherische Diaspora betreuende Martin-Luther-Bund hat auch nicht ohne Grund seinen Sitz in der auf dem Weg von Coburg nach Nürnberg liegenden Hugenotten-Stadt Erlangen.
Bereits wenige Monate nach dem Start der Reformation in Wittenberg predigte 1518 der erste evangelische Priester in Coburg. 1530 predigte Martin Luther selbst in der Coburger Moritzkirche und verbrachte einige Monate auf der als Fränkische Krone bekannten Veste Coburg, um trotz der Reichsacht möglichst nah am Reichstag in Augsburg zu sein. Der Fränkische Reichsritter Hans Schott von Schottenstein aus Hellingen im Heldburger Unterland, nahe der Fränkischen Leuchte und heute im Landkreis Hildburghausen gelegen, geleitete Martin Luther 1521 nach Worms und war ihm auch später ein wichtiger Vertrauter gewesen. 1528 wurde in der Pflege Coburg (Coburg, Hildburghausen, Sonneberg), welche seit der 2. Hälfte des 14 Jhd. zum Herrschaftsbereich der obersächsischen Wettiner und deshalb ab 1512 zum Obersächsischen Reichskreis gehörte, eine Kirchenvisitation durchgeführt. Diese Bestandsaufnahme nannte sich Visitation im Ortsland zu Franken. Von 1527 bis 1553/1572 bildete die Pflege Coburg im Kurfürstentum Sachsen den Verwaltungsbezirk Fränkischer Kreis. Die Wettiner bezeichneten ihre Besitzungen südlich des Rennsteigs immer als ihre Ortslande zu Franken.
Schmalkalden gehörte nachweislich ebenfalls zum im Jahr 1500 gegründeten Fränkischen Reichskreis. Zur Zeit der Reformation und des Schmalkaldischen Bundes wurde Schmalkalden gemeinsam von den fränkischen Grafen von Henneberg und den Landgrafen von Hessen regiert. Die Henneberger Grafen führten im Gegensatz zu den Hessen erst relativ spät 1543/1544 die Reformation ein. So kam es, dass wenige Jahrzehnte lang in Schmalkalden katholische und evangelische Christen nebeneinander lebten. Sie taten dies, so wird berichtet, sehr friedlich und unkompliziert. Da die Stadt Schmalkalden nicht per Demarkationslinie in zwei Teile aufgeteilt war, sondern als Ganzes gemeinsam regiert wurde, herrschte in der Eisenstadt im äußersten Norden Frankens in diesen Jahren eine sehr frei gelebte Form der Religionsfreiheit. Die Kirchen wurden anfangs gemeinsam genutzt und Bürgerinnen und Bürger hatten die freie Wahl, welchen Gottesdienst sie besuchen wollten.
Welche Bedeutung hatte die Reformation für Franken?
Die Reformation führte in Franken zu einer konfessionellen Spaltung. Insbesondere die weltlichen Hochstifte Würzburg, Bamberg und Eichstätt blieben natürlich katholisch. Die Grafschaft Henneberg, die Markgrafschaften Ansbach und Kulmbach/Bayreuth, einige der Freien Reichsstädte und viele weitere fränkische Territorien schlossen sich jedoch der Reformation an. So kam zur Kleingliedrigkeit Frankens, und hier speziell auch des Fränkischen Reichskreises, die konfessionelle Spaltung hinzu. Wohl gerade wegen dieser vermeintlichen Hürden entwickelte sich der Fränkische Reichskreis jedoch zu einem vergleichsweise sehr gut funktionierendem Verbund, welcher schon einige Aufgaben wahrnahm und ausführte, welche man heute bei den Bundesländern angesiedelt hat. Auch führte dieser Verbund zu einer durchaus nennenswerten gemeinsamen Identifikation mit Franken, auch wenn u.a. im Freistaat Bayern gerne oft das Gegenteil behauptet wird. Diese Vielfalt Frankens führte ebenfalls dazu, dass man in Franken bereits damals sehr offen für Zuwanderung war. Dies zeigte sich vor allem in einem starken Zuzug aus verschiedenen europäischen Regionen, vor allem in der Neuzeit. Hier handelte es sich zumeist um religiös und politisch Verfolgte oder um Handwerker und Künstler. Auch unfreiwillige Migranten, wie die Beutetürken, wurden in die die Gesellschaft integriert. Sie ließen sich mehr oder weniger freiwillig taufen, erlernten Handwerksberufe, heirateten und wurden so zum großen Teil fester Teil der Gesellschaft, einzelne wurden sogar geadelt.
Aber was ist mit dem Menschen Martin Luther, mit seiner Persönlichkeit?
Betrachten wir hier erst einmal das Wesen der Franken. Der Begriff Franken steht schon mal für die Kühnen und für die Mutigen. Den Franken ordnet man eine gewisse vorsichtige Unterkühltheit aber auch eine ausgeprägte Herzlichkeit zu. Diese Gegensätze zeigt auch die geschmacklich sehr vielfältige und sehr intensive Küche. Franken lieben die Geselligkeit im Wirtshaus bei Bier oder Wein, Fränkischer Brotzeit, Schafkopf und Wirtshausmusik. Franken gelten als gemütlich, aber dennoch fleißig, ehrgeizig, klug und erfinderisch. Sie sollen geduldig, genügsam und bescheiden sein. Andererseits sagt man den Franken mit Ihrer vergleichsweise eher dünn besiedelten, sehr ländlich geprägten Heimat nach, sie wären auch untereinander zuweilen mal recht zänkisch und ausgeprägte Anhänger des Kirchturmdenkens. Weiterhin gilt das ehemals reichsunmittelbare Franken als königstreu, womit allerdings natürlich die Deutschen Könige und nicht die erst 1806 zur Königswürde beförderten Wittelsbacher gemeint sind.
Die Biografien zu Martin Luther berichten davon, dass der Haushalt der Luthers in Wittenberg ein sehr offenes Haus war, in dem es mit reichlich musikalischer Untermalung auch sehr gesellig zuging. Man schätzte gutes Essen und Trinken. Martin Luthers höchster Herr und Richter war Gott, als dessen bescheidenen, unterwürfigen und treuen Diener er sich immer sah. Ob diese Eigenschaften in einem Zusammenhang zu Martin Luthers fränkischen Migrationshintergrund gestellt werden können? Es wäre für einen fränkischen Aktivisten doch schon sehr vermessen diese Frage eindeutig zu beantworten. Zumal man die genannten Eigenschaften, zumindest teilweise, sicherlich auch dem jeweiligen Menschenschlag vieler andrer Regionen Deutschlands und Europas zuordnen kann. Dem Leser sei deshalb die Beantwortung dieser Frage selbst überlassen. Bassd scho!

Kulturelle Identität schaffen heißt: Franken voranbringen!

Ein Kommentar aus fränkischer Sicht
von Joachim Kalb –

Einmal kurz angenommen: Wir schreiben das Jahr 1990, das Jahr der deutschen Wiedervereinigung und das Gründungsjahr des Fränkischen Bundes e.V.
Mal ehrlich, kannte damals jemand – außer den Insidern – die Frankenfahne? Nicht so richtig, oder? Fahren Sie mal jetzt durchs Land! In Kleingartenkolonien, in Industriegebieten, in den kleinsten Dörfern und Städten, auf Naturdenkmälern, überall hängt das rot-weiße Tuch mit dem Rechen, das Markenzeichen unserer Kultur und Lebensart.
Bayernfahne – Fehlanzeige!

Fränkischer Flaggenschmuck vor dem Hofer Rathaus

Man mag dem Fränkischen Bund e.V. vieles in Abrede stellen und ihn überheblich belächeln, aber diese Entwicklung hat er durch beständiges Bohren dicker Bretter massiv mit vorangetrieben. Einzig die staatlichen Behörden wie die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung meinen noch, die Frankenfahne verhindern zu müssen und erzählen gar, es sei verboten sie aufzuhängen. Das ist sie definitiv nicht. Kulturelle Identität kann man nicht verbieten, schon gar nicht im Zeitalter von TTIP, CETA und ungebremster Globalisierung! Die normale bayerische weiß-blaue Staatsflagge mit dem großen Wappen lassen wir uns ja noch eingehen. Was aber eine echte Provokation für einen geschichts- und kulturbewussten Franken ist, ist die gerautete Wittelsbacher Fahne, wie sie lange z.B. auf der Burg Zwernitz wehte. Gerade die Wittelsbacher Besatzung, die dafür sorgte, dass Franken vor ca. 200 Jahren brutal ausgeplündert wurde und deren Dynastie heute noch vom Bayerischen Staat Zuwendungen im großen Stil erhält, will mit ihrem Hoheitszeichen provokativ die einst von ihnen geschändeten fränkischen Kulturdenkmäler verunstalten. Nein, so nicht!
Wir vom Fränkischen Bund e.V. haben mit Petitionen, Fahnenzügen auf die Kulmbacher Plassenburg und die
Nürnberger Burg, am Staffelberg usw. deutlich Flagge gezeigt und können nun zufrieden sein, denn die Frankenfahne wurde und wird zum Selbstläufer, weil in der Bevölkerung eben das Bewusstsein, fränkisch und nicht bayerisch zu sein, enorm gestiegen ist und weiter steigt auch bei der Jugend. Es braucht also keine Belehrungen, welche die „freien Franken“ sowieso nicht mögen, von unserer Seite mehr.
Unsere Aufgabe als Fränkischer Bund e.V. ist es, zukünftig die staatliche Administration davon zu überzeugen, dass auf ein fränkisches Kulturgut wie etwa die Würzburger Residenz auch der fränkische Rechen dauerhaft gehört. Diese wird ja auch durch fränkische Steuergelder gepflegt und erhalten! Minister Söder hat das für die Nürnberger Burg durchgesetzt und auf der Burg Zwernitz nachgegeben. Aber es ist mühselig, ihm in einer Art Salami-Taktik jedes einzelne Objekt abzuringen. Kulturelle Identität ist nicht teilbar, Herr Söder!
Ein weiteres dickes Brett haben wir nur angebohrt, aber noch nicht durch. Es betrifft nämlich unsere Supermarktketten. Sie haben zwar alle gemerkt, dass Lebensmittel und Produkte aus der Region beim Verbraucher sehr hoch im Kurs stehen und damit eine hohe Rendite versprechen und ihre Filialen vor Ort in Franken wissen das auch und zeichnen fränkische Produkte auch entsprechend aus. Anders ist es aber bei den zentralen Werbeabteilungen von Ketten wie Norma, Kaufland, Rewe, Lidl, Aldi, Edeka usw. Hier wird von München, Neckarsulm oder sonst wo die Werbung geschaltet und allzu oft steht das durch permanente Lebensmittelskandale (Bayern-Ei …) stark angeschlagene „Qualität-aus-Bayern“-Siegel im Mittelpunkt der Werbung. Nur langsam setzt sich die Einsicht durch, dass unsere Region Franken und nicht Bayern heißt und dass die Rendite sich erhöht, wenn das auch in der Werbung deutlich wird. Hier können wir als Verein unsere Mitglieder und Sympathisanten kräftig mit anschieben, indem Sie Ihre Meinung auch den Konzernen mitteilen.

So sollte es überall aussehen!

Es geht doch, wenn man nur will! Wir wollen doch nur etwas genauer wissen, woher unsere Nahrungsmittel kommen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Franken in Bayern und Franken in Thüringen

ein Vergleich der historischen Entwicklung nach 1806 und der IST-Situation
von Martin Tuckenbrodt –

Bis 1806 verlief die politisch-territoriale Geschichte für die aus dem Herzogtum Ostfranken hervorgegangene heutige Kulturregion Franken relativ einheitlich. Danach sind für die Bereiche in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen die Entwicklungen teilweise doch sehr unterschiedlich gewesen.
Die Sächsischen Herzogtümer im Norden Frankens wurden 1806 nicht einem anderen Königreich angeschlossen, sondern in ihre Unabhängigkeit als souveräne Staaten entlassen. So wurde der Norden Frankens, im Gegensatz zu den im damaligen Königreich Bayern liegenden Teilen Frankens, nicht militärisch besetzt und auch nicht geplündert. Die Menschen südlich des Rennsteigs fühlten sich weiterhin mit Franken verbunden.
Im nunmehr bayerischen Teil Frankens schlugen im 19. Jhd. erste Versuche, die Franken vollumfänglich für Bayern einzuvernehmen, fehl. Es konnte hier u.a. für die Regierungsbezirke ein namentlicher Bezug zu Franken durchgesetzt werden.
Suhl und Schleusingen kamen 1815 zu Preußen. Zeitgleich kamen die ehemals hersfeldischen und fuldischen Ämter Vacha, Geisa und Fischberg/Dermbach vom Kurfürstentum Hessen und dem Großherzogtum Frankfurt zu Sachsen-Weimar-Eisenach. 1866 kam Schmalkalden vom Kurfürstentum Hessen zu Preußen.
1871 kamen die Sächsischen Herzogtümer ebenfalls als Gliedstaaten in das Deutsche Kaiserreich. Erst im 19. Jhd. kam, erstmals mit der Gründung des Thüringischen Zollvereins 1833, der bis dahin völlig unbekannte Begriff der Thüringischen Staaten als umgangssprachliches Synonym für die Sächsischen Herzogtümer auf. Ende des 19. Jhd. wurde der Begriff Thüringen zunehmend in der Literatur und u.a. auch auf Postkarten verwendet. In diese Zeit fällt auch die Entdeckung des Thüringer Waldes für den aufkommenden Tourismus der Städter, u.a. durch den aus Nordsachsen zugereisten August Trinius.
Als Sachsen-Coburg 1920 per Volksentscheid zum Freistaat Bayern und Sachsen-Meiningen, damals etwa zwei Drittel des heutigen Südthüringen, per Entscheidung der damals SPD-geführten Landesregierung zum damals neu gegründeten Land Thüringen kamen, fühlten sich die Menschen immer noch stark mit Franken verbunden. 1921 gründete sich im ehemaligen Sachsen-Meiningen die Initiative „Los von Thüringen“, welche bis 1931 existierte.
Nach 1920 wurde die vollumfängliche Vereinnahmung des heutigen Südthüringen intensiviert. Praktisch 1945 und formell 1947 kamen Schmalkalden, Suhl und Schleusingen von Preußen ebenfalls zum Land Thüringen. Eine wichtige (sozialistische) Weichenstellung war dann (1952) die Auflösung der (5) Länder und die Bildung der (20) Bezirke in der DDR. In dieser Zeit wurde im Sinne des Kalten Krieges die Identifikation der „Autonomen Gebirgsrepublik Suhl“ mit Franken weiter unterdrückt. Etwa seit den 1960er wird die fränkische Geschichte der Region auf der Sonnenseite des Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirges nicht mehr an den Schulen gelehrt.
Nach 1945 kippt in Bayern sehr schnell die wirtschaftliche Potenz zwischen Nürnberg und München. Die zentralis-tische Landespolitik Bayerns begünstigte weiterhin vor allem Oberbayern. Ein massives Strukturgefälle entwickelte sich zu den anderen sechs Regierungsbezirken. Der Begriff Nordbayern, oft unter Einbeziehung der Oberpfalz, konnte nur in geringem Umfang Fuß fassen. Die fränkische Geschichte und Kultur kommt bis heute im Schulunterricht zu kurz. Dennoch werden im Freistaat Bayern die fränkischen, schwäbischen und altbairischen Gebiete deutlich unterschieden. Die Franken in Bayern identifizieren sich vorrangig oder ausschließlich mit Franken.
Nach 1990 fand in Thüringen eine massive Etablierung des Begriffs Südthüringen statt. Eine Identifikation der Franken in Thüringen mit Franken ist heute eher die Ausnahme als die Regel. Oft ist heute immer noch die Identifikation mit Ostdeutschland und mit einer Identifikation mit Thüringen fest verknüpft und sehr dominierend. Eine Unterscheidung zwischen der kulturellen oder historischen Zugehörigkeit und der Zugehörigkeit zum Freistaat Thüringen findet kaum statt. Das heutige Südthüringen konnte, auch auf Grund der Nähe zu Bayern und Hessen, seine wirtschaftliche Potenz wieder aufbauen und bewahren, obwohl es auch in Thüringen einen gewissen Zentralismus zugunsten Erfurts gibt.
1990 gründete sich im Freistaat Bayern der Fränkische Bund. Seit etwa zehn Jahren steht Franken nicht nur für eine Region, sondern zunehmend auch für eine Marke. Der Frankenrechen ist omnipräsent.
2013 gründete sich im Freistaat Thüringen der Verein Henneberg-Itzgrund-Franken. Hauptziel ist die Durchsetzung einer Anerkennung der Existenz eines fränkischen Teils im Freistaat Thüringen zwischen Bad Salzungen und Sonneberg.