München lügt (16)

von Manfred Hofmann

Dass das „Haus der Bayerischen Geschichte“ (HdBG), laut Eigenwerbung  „die zentrale Einrichtung des Freistaats Bayern für moderne Geschichtsvermittlung“, unwissenschaftlich, weil nicht ergebnisoffen arbeitet, war an dieser Stelle schon Thema. Das HdBG fungiert nicht als wissenschaftliche Forschungseinrichtung, sondern als „staatliches Repräsentations-instrument“ und  „Mittel bayerisch-eigenstaatlicher Identitätspflege“.
Die durch Staatsverordnung erlassene Vorgabe lautet, eine einheitliche „bayerische Geschichte“ zu vermitteln. Diese eigentlich unlösbare Aufgabe lösen die „zentralen Geschichtsvermittler“ dadurch, dass man Franken vor dem Anschluss an Bayern jede historische Bedeutung aberkennt und so tut, als wäre die Region gleichsam erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Anhängsel in die Geschichte eingetreten.
Deutlich macht man das einmal mehr in der Landesaustellung „Barock! Bayern und Böhmen“, die vom HdBG derzeit veranstaltet wird.
Wenn dort von „Bayern“ gesprochen wird, ist Franken nicht gemeint. Das hat es nach bayerischer Geschichtspolitik seinerzeit schlicht nicht gegeben. Im Dreißigjährigen Krieg sei Bayern „einer der großen Spieler“ gewesen, habe für den Habsburger Kaiser Böhmen und für sich selbst die Kurfürstenwürde gewonnen. Nach der Katastrophe sei es um den Wiederaufbau gegangen. Seine Form habe der in Böhmen wie in Bayern im Barock gefunden. Aus den Verwüstungen sei in beiden Ländern ein gemeinsamer Kulturraum entstanden erzählt uns das HdBG.
Dass man die Rolle Bayerns lediglich als die eines „großen Spielers“ beschönigt,  wundert einen angesichts der Marketingaufgabe des HdBG nicht. Golo Mann berichtet uns in seiner Wallensteinbiografie davon, dass Bayern den Krieg begonnen hat. Wallenstein selbst wird dort mit der Aussage „all dies Kriegsunwesen verdanke man Bayern“ zitiert.
Schließlich wundert es auch nicht, dass das Schicksal Frankens im Dreißigjährigen Krieg keine Rolle spielt. Dass der Fränkische Reichskreis nicht als Kriegstreiber fungiert und man dort bis zuletzt trotz unterschiedlicher Konfessionen dem Gemeinwohl dienend zusammengearbeitet hat, würde die gut abgerichteten bayerischen Untertanen nur verwirren. Stattdessen hat man eine Schau konzipiert, die den „Fokus“ auf die Regentschaft des kriegstreiberischen Herzogs und späteren Kurfürsten Maximilian I. von Bayern legt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Odenwald als Teil Frankens[1]


von Gert Heinz Kumpf

Der am 2. Juli 1500 auf dem Reichstag zu Augsburg geschaffene Fränkische Reichskreis umfasste auch den Odenwald. Im Reichskreis saßen auf der „Bank der Grafen und Herren“ die Grafschaft Erbach (heutiger Landkreis Erbach mit Beerfelden, Erbach, Michelstadt, Bad König, Reichelsheim) und die Grafschaft Wertheim (mit dem Gebiet um die Burg Breuberg), auf der „Bank der geistlichen Fürsten“ war das Hochstift Würzburg (heutiger Landkreis Miltenberg bis zum Main) vertreten.

Die politischen Zustände des Heiligen Römischen Reiches blieben im Wesentlichen bis zur Französischen Revolution erhalten. Bis zum Jahr 1789 war der Odenwald zum größten Teil vom Fränkischen Grafenkollegium beherrscht, in der Hauptsache von der Grafschaft Erbach im Mümling- und Gersprenztal und dem Freiherrn von Fränkisch-Crumbach. Im östlichen Odenwald regierte die 734 gegründete fränkische Benediktinerabtei Amorbach, die durch gefälschte Urkunde an das Hochstift Würzburg und später an Kurmainz kam (Abb. 1). Am Neckar hatte sich die Kurpfalz (mit Heidelberg und Eberbach) ausgebreitet. Hessen-Darmstadt blieb außerhalb des Odenwaldes.[2]

Abb. 1: Der Odenwald als fränkisches Kollegium bis 1789
Fränkisches Grafenkollegium (schraffiert): Grafen zu Erbach und Wertheim, Freiherr zu Fränkisch-Crumbach; – Kurmainz, Kurpfalz, Hessen-Darmstadt, andere

Qu.: Skizze Kumpf

Mit der von Napoleon diktierten Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 wurde der Odenwald an drei Napoleon-treue Fürsten aufgeteilt: Großherzogtum Hessen, Großherzogtum Baden und Königreich Bayern. Die territoriale Aufteilung ist an dem Drei-Länder-Stein[3] zu sehen, der 1837 am Dreiländereck bei Hesselbach errichtet wurde. Der 1,3 Meter hohe Stein hat drei Seiten und trägt die eingemeißelten Abkürzungen „GH“ für das Großherzogtum Hessen, „GB“ für das Großherzogtum Baden und „KB“ für das Königreich Bayern.

Diese 1806 erfolgte Aufteilung des Odenwaldes von Napoleons Gnaden blieb auch 1949 bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Die Rechtsnachfolger der drei Fürsten sind jetzt die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern (Abb. 2).

Der Odenwald hat seit 1806 keinen politischen Mittelpunkt mehr; bis dahin waren es die Grafschaft Erbach, die Herrschaft Breuberg (=Graf von Wertheim), die Benediktinerabtei Amorbach und die Kurpfalz (in Heidelberg). Außerdem ist der Odenwald auch geographisch zerrissen, da er für die drei Bundesländer nur ein Randgebiet darstellt: einziger Bereich Hessens, in dem nicht hessisch, sondern rhein- und südfränkisch (Odenwälderisch) gesprochen wird[4]; „Badisch-Sibirien“ (Mosbach, Mudau, Walldürn) und sogn.“Bayrischer Odenwald“ (Amorbach, Miltenberg). Dass dies eine der langen fränkischen Entwicklung und auch der Geographie des Odenwaldes[5] widersprechende Situation ist, bleibt ein bestehendes Faktum.

Abb. 2: Der Odenwald ist seit 1806 geteilt
1806 teilten die Fürsten, 1949 teilten die Bundesländer: der Odenwald bildet bis heute in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern nur einen Randbereich. Er wird von Wiesbaden, Stuttgart und München regiert.
Qu.: Skizze Kumpf

Im September 1966 wurde im Odenwald anlässlich „160 Jahren Zugehörigkeit zum Lande Hessen“ das Jahr 1806 als „ein heimatgeschichtlicher Wendepunkt“ bezeichnet. In einer Sonderausgabe der Odenwälder Heimatzeitung[6] erschienen nicht nur Artikel über den Beginn des Kreises Erbach (heutiger Name Odenwaldkreis, Kfz.-Kennzeichen ERB), sondern auch Berichte über Widerstände der Odenwälder gegen den neuen Landesherrn, den Großherzog von Hessen-Darmstadt[7]. Graf Franz II. zu Erbach-Erbach (1925 – 2015) wies in seinem damaligen Grußwort darauf hin, dass der hessische Kreis Erbach das Erbe der fränkischen Grafschaft übernommen habe.

Der Autor möchte über die Grafschaft Erbach[8] hinaus auf die Verwurzelung des gesamten Odenwaldes im fränkischen Raum hinweisen:

  • Der Odenwald ist seit 496 n. Chr. von den Franken flächendeckend besiedelt worden[9].
  • Fränkische Ortsnamen zeigen dies bis heute: Burg Frankenstein und Frankenberger Mühle bei Eberstadt, Frankenhausen am Modau-Zufluss, Fränkisch-Crumbach und der Gotthardsberg bei Amorbach, der früher einmal Frankenberg hieß.
  • Frankenheilige als Kirchenpatrone: Hl. Kilian und Kiliansfloß in Michelstadt,
    Hl. Martin in der Beerfelder Martinskirche und der Martinskapelle in Bürgstadt am Main. – Auch die Walburgiskapelle auf dem Kahlberg ist zu nennen; ihr Name erinnert an die Heilige Walburga, die angelsächsische Benediktinerin, die im
    8. Jahrhundert zusammen mit ihren Brüdern Wunibald und Willibald in Franken wirkte.
  • Fränkische Territorien: Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Graf von Wertheim, Herrschaft zu Fränkisch-Crumbach, Abtei Amorbach (1803 säkularisiert als Fürstentum Leiningen).
  • Der 1500 entstandene Fränkische Reichskreis zeichnete sich von Anfang an durch die Mitgliedschaft der fränkischen Grafenhäuser des Odenwaldes aus.
  • Fränkisch im Dialekt: Im Odenwald wird Odenwälderisch (Ourewellerisch) oder Pfälzisch gesprochen (Beispiele: fescht, Pund, Appel), dies ist ein rheinfränkischer Dialekt, der sich vom Hessischen unterscheidet.[10] Östlich der Linie Miltenberg – Mud – Itter – Katzenbuckel ragt der Rand des Odenwaldes in das Südfränkische hinein (Beispiele: fescht, Pfund, Apfel). Hier wurde der p-Laut zum pf-Laut verschoben (Zweite oder Hochdeutsche Lautverschiebung).
  • Fränkisches Brauchtum: Die Odenwälder Tracht des Mannes besteht aus Dreispitz („Gewidderverdaler“), wadenlangem dunkelblauem Mantel mit Stehkragen und Messingknöpfen („Pitschedunker“), roter Weste, weißem Leinenhemd, gelber Kniebundhose und schwarzen Schuhen.
    Die Frauentracht besteht aus weißer Haube, Schultertuch mit rötlichem Blumenmuster, geschnürtem schwarzen Mieder, weißer Bluse, schwarzem Rock mit rötlich gemusterter Seidenschürze und schwarzen Schuhen[11].
  • Schließlich sei noch auf die Farben des Odenwaldes hingewiesen, die sich in den Flaggen der drei Hauptorte der alten Grafschaft Erbach, nämlich Erbachs, Michelstadts und Beerfeldens zeigen:

Im Blau-Rot der Residenzstadt Erbach und im Blau-Gelb der ältesten Stadt Michelstadt (741 vom fränkischen Hausmeier Karlmann gegründet) spiegeln sich nicht nur das Blau der Mümling und der Odenwälder Tuchmacher (Indigoblau), sondern auch der charakteristische dunkelblaue Mantel des Odenwälders. Zusammen mit ihrer zweiten Farbe zeigen diese Flaggen die Farben des Odenwälder Gewands Blau, Rot und Gelb.

Hinzu tritt das alte Rot-Weiß des Wappens der Grafschaft Erbach. Es ist in Weste und Hemd des Mannes zu sehen und vor allem in der alten Flagge Beerfeldens[12] in der Oberzent, die wie Erbach die drei gräflichen Sterne trägt. Darüber hinaus verweist die alte Beerfelder Flagge auch auf Franken als kulturelle Gesamtheit.

  1. Endnoten:Dieser Aufsatz ist ein Auszug aus der größeren Abhandlung des Autors „Historische Stu- dien im Odenwald“, die 2022 im Grin Verlag München erschienen ist (ISBN 9783346588807).
  2. Geschichtlicher Atlas von Hessen. Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen. kein Datum. www.lagis-hessen.de (Zugriff am 26. Juni 2021).
  3. Bild des Drei-Länder-Steins in: Nibelungen Land. www.nibelungenland.net (Zugriff am 8.7.2019).
  4. Odenwälderisch. (mit Dialektkarte) 9.5.2023. de.wikipedia.org (Zugriff am 18.8.2023).
  5. Siehe dazu: Gert Heinz Kumpf: Der Odenwald ungeteilt und einzigartig. Geographische Analysen … München: Grin 2021. (ISBN 9783346400871).
  6. „160 Jahre Zugehörigkeit zum Lande Hessen: 1806 = ein heimatgeschichtlicher Wende-punkt. Vor 160 Jahren Beginn der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zum heutigen Kreis Erbach.“ Odenwälder Heimatzeitung, Erbacher Kreisblatt. Sonderbeilage, September 1966. Die Odenwälder Heimatzeitung (OHZ) wurde bezeichnenderweise inzwischen vom Darmstädter Echo aufgesogen.
  7. Klüber, Johann Ludwig. Acten des Wiener Congresses in den Jahren 1814 und 1815. Quellenedition in 9 Bänden. Erlangen, 1819–1835.
  8. Gehrlein, Thomas. Das Haus Erbach mit seinen Linien Fürstenau, Erbach und Schönberg. Über 800 Jahre Gesamtgeschichte mit Stammfolge. Werl, 2012. /Älter, aber sehr informativ:Simon, Gustav. Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes. Frankfurt am Main, 1858.
  9. Geschichte Frankens. 8. 2 2021. de.wikipedia.org (Zugriff am 28. 8 2021).
  10. Vgl. Karten in den Wikipedia-Artikeln „Odenwälderisch“ und „Rheinfränkische Dialekte“. (Zugriff 27.8.2021).
  11. Die Odenwälder Tracht. In: Hans-von-der-Au Trachtengruppe Erbach. www.Hans-von-der-Au.de (Zugriff am 4.11.2019).
  12. Seit 2018 heißt Beerfelden Oberzent, hat aber seine Grundfarben Rot-Weiß beibehalten.

 

Unser Franken – eine Momentaufnahme

Mehr und mehr Firmen, (hier Fa. VW-Nützel), Vereine und Privatleute bekennen sich zu unserer Region und zeigen Flagge. Das ist auch ein Bekenntnis zu unserer“ fränkisch- entspannten Lebensart.  „Basst scho“!  unsere Parole! „ Mia san mia“ ist  uns suspekt!                                                     Foto J.Kalb

Ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb

Die Fülle der häufig auch globalen Themen ist überwältigend und kann hier deshalb nur als „Momentaufnahme“ dargestellt werden. Unser Lebensraum ist nun mal Franken und wir können es uns sicher nicht leisten, die Auswirkungen globaler, politischer oder verwaltungsrechtlicher oder das Gebaren der hiesigen Medien, was unser Frankenland betrifft, einfach zu ignorieren. Zunächst wären da die globalen Themen wie Klimawandel und Energiewende als die unbestrittenen größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Folgen der bereits bei uns in Franken überdurchschnittlichen Erderwärmung treffen uns besonders hart. Denken wir nur an die rapide sinkenden Grundwasserspiegel. sowie den steigenden Nitratgehalt im Wasser. Denken wir an die maßgeblich durch „Fichtenmonokulturen“ verursachten vollständig kahlen Berge im Frankenwald, Fichtelgebirge und Thüringer Wald. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind wir hier sehr gut aufgestellt. Es dürfte aber keinem entgangen sein, dass das unterhalb des Weißwurstäquators völlig anders aussieht. Der Nachholbedarf ist dort enorm. Wir bauen hier in Franken einvernehmlich mit der Bevölkerung Windräder und Fotovoltaikanlagen – aber halt eben nur unter der Bedingung, dass die Wertschöpfung daraus (Gewinn) ausschließlich den Kommunen und der Bevölkerung, also dort, wo die Energie erzeugt wird, zugute kommt.
Leider liest man nur noch sporadisch in den fränkischen Tageszeitungen über das nach wie vor eklatante Süd-Nord-Gefälle. Recherche und Tiefgang meist Fehlanzeige! Man will ja schließlich nicht jammern.
So erfährt man nur so beiläufig, dass die Altersrenten in vielen fränkischen Regionen weit unter dem Bundesdurchschnitt liegen werden (VdK-Studie). Die Bertelsmann-Stiftung oder eine umfassende Spiegel-Reportage über Bayern (9.9.2023) weist u.a. nach, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den fränkischen Landkreisen Bayreuth, Fürth und Schweinfurt bei einem bayerischen Durchschnitt von 50643 € unter 25000 € liegt (absoluter Tiefststand in Bayern) . Aufschlussreich war auch ein Bericht über die Finanzkraft aller Kommunen in Deutschland. Bayern liegt da insgesamt im Mittelfeld, aber innerhalb keines Bundeslandes ist der Unterschied so groß wie in Bayern. Die Masse der armen Kommunen liegt nach wie vor eben oberhalb des Weißwurstäquators. Die Verschuldung und Verarmung der Gemeinden zwingt diese wiederum, die Hebesätze für die Grundsteuer, die sie für uns Bürger festsetzen dürfen, entsprechend höher sind als im Süden. Unsere Häuser und Grundstücke sind zwar dann erheblich weniger wert als in Oberbayern, aber unsere Grundsteuer ist in der Regel höher.

Erst kürzlich, am 1. September –von der hiesigen Presse besonders wohlwollend und auch nur ohne einen Hauch von kritischer Nachfrage begleitet – wechselte der „hochqualifizierte Spitzenjurist“ Herr Luderschmid, Regierungsvizepräsident der Oberpfalz, ins Amt des Regierungspräsidenten von Oberfranken. Er war u.a. Büroleiter im Bay. Innenministerium. Zusätzlich teilt er sich dann auch gleich mit Herrn Schramm den Vorsitz des Vereins „Oberfranken offensiv“, einem Verein, der aus nicht nachvollziehbaren Gründen seit mittlerweile Jahrzehnten extrem hohe finanzielle Zuwendungen von der Staatsregierung bekommt. Spektakulärster Fall war als nahezu 1 Mio Euro für ein von Südtirol abgekupfertes sog. Oberfranken-Loge (Kartoffelstempel) angeschafft wurde, welches heute noch keiner will und überall wie saures Bier angeboten wird. Kosten- Nutzen-Rechnung? Fehlanzeige!
Überhaupt sollten wir die von den Medien damals in den 90ern kritisch aber sehr konstruktiv begleitete FB- Petition zur Verwaltungsreform in Bayern „Aus 7 mach 3“ wieder aufleben lassen, nämlich aus 7 Regierungsbezirken 3 zu machen, also das sog. Ober-, Unter- und Mittelfranken zu einem Regierungsbezirk Franken zusammenzulegen. Ein fränkischer Bezirkstag mit einem demokratisch legitimierten Bezirkstagspräsidenten würde reichen. Die von der Bayerischen Staatsregierung installierten, nicht gewählten Regierungspräsidenten (Stadthalter) wären, wie ihre Behörde, überflüssig. Das Problem, dass nahezu alle Spitzenpositionen sowohl bei der Regierung von Oberfranken als auch beim Verein Oberfranken offensiv mit Mitgliedern der sog. staatstragenden Partei besetzt sind, würde sich dann auch erledigen.
Es heißt immer: Vor der Wahl ist nach der Wahl! Ich frage mich deshalb ernsthaft „als Deutscher und Franke“: Entspricht diese Art von Auftritten von Politikern (Aiwanger, Söder u.a.) in Bierzelten wirklich unserer vorherrschenden fränkischen Mentalität . Ich behaupte nein die große Mehrheit hier tickt anders. Der „Gillermoos“ ist eben nicht Deutschland und schon gar nicht Franken . „A Seidla oder an Schoppn“ aufn Keller, im Biergarten oder in der Heckenwirtschaft ohne Gebrüll und Diffamierung das sind wir! „Bast scho“ ist unsere Parole, und nicht „mia san mia“. Das galt unter der alten und es gilt auch unter der neuen bzw. neuen alten Staatsregierung. Ein Tick mehr fränkisches Selbstbewusstsein würde uns guttun, damit der Rest von Deutschland auch noch deutlicher merkt, dass es ohne permanente Superlative, Eigenlob, Ellenbogen, Filterblasen, regieren und berichten nach Gutsherrenart viel entspannter nicht nur im Frankenland zugeht, sondern auf dem ganzen Planeten.

München lügt! (15)

von Manfred Hofman

„Typisch Franken?“

Vom 25.05.2022 bis zum 06.11.2022 läuft die aktuelle „Bayerische Landesausstellung“ des mittels Staatsverordnung mit der Herstellung einer einheitlichen bayerischen Geschichte beauftragten „Hauses der Bayerischen Geschichte“ (HdBG). Unter dem Titel „Typisch Franken?“ handelt es sich um den dritten Versuch, Franken in ein monolithisches Bayern hineinzukonstruieren. Was zunächst positiv auffällt ist, dass man das arrogante unwissenschaftliche Auftreten etwas zurückgeschraubt hat und gar den Hauch einer wissenschaftlichen Herangehensweise verspürt. So erklärt der Ausstellungsmacher Rainhard Riepertinger in einem Interview mit der SZ vom 23.04.2022 doch tatsächlich, man könne nicht so tun, als ob das HdBG alle Fragen eindeutig beantworten könne!
Wenn dann ein angebliches fränkisches „Minderwertigkeitsgebaren“ angesprochen wird, verfällt aber auch Riepertinger wieder in die alten vorgestanzten Erzählmuster. Unter diesem „Gebaren“ versteht er „Klagen“, also den Versuch von Teilen der fränkischen Bevölkerung, an der politischen Willensbildung im Rahmen einer offenen Gesellschaft teilzunehmen. Das sei ihm unerklärlich erklärt er, dafür gebe es doch keinen Grund, er könne solche Gefühle nicht verstehen, „dass man eigentlich nicht gerne dabei ist in Bayern“. Das habe er im Allgäu nie gehört. Vielleicht gehe es ja darum „etwas zu bekommen“.
An dieser Stelle wird der Bevölkerung also weiter eingeredet, es sei gleichsam krankhaft und nicht normal in einer offenen Gesellschaft eigene Interessen zu definieren und in einem öffentlichen Diskurs anzusprechen. Normal sei es, sich stattdessen darauf zu beschränken alle fünf Jahre eine Stimme abzugeben, sich ansonsten als braver Untertan jeder Kritik zu enthalten und sich in bestehende Machstrukturen einzufügen. Der Subsidiaritätsgrundsatz gelte nicht für das Bundesland „Bayern“. Dieses sei Selbstzweck und nicht etwa Mittel zur Erreichung des Gemeinwohls. Etwas anderes zu formulieren sei krankhaft.
Einerseits wird damit in der Ausstellung zwar vordergründig „Vielfalt“ des Bundeslandes dargestellt, andererseits soll die Bevölkerung aber weiter zu konformistischen Anpassern erzogen werden, die München und den vielen weniger demokratischen Regierungen und Regimes dieser Welt das Regieren so sehr erleichtern.

Stimmungsvolle Fahnenhissungen der Regionalgruppe Itzgrund-Henneberg

Auch dieses Jahr führte die Regionalgruppe Itzgrund-Henneberg des Fränkischen Bundes wieder anlässlich des Tags der Franken zwei Hissungen der Frankenfahne durch.

Am 1. Juli wurde in Effelder am Rathaus der Gemeinde Frankenblick (Landkreis Sonneberg) die Frankenfahne gehisst.

Der Wettergott meinte es gerade rechtzeitig gut mit den Beteiligten und Gästen, so dass es für alle eine schöne Veranstaltung wurde. Bürgermeisterin Ute Müller-Gothe und Regionalgruppensprecher Martin Truckenbrodt hielten Grußworte und Kreisheimatpfleger Thomas Schwämmlein steuerte einen Vortrag zur fränkischen Geschichte Effelders und der wettinischen Pflege Coburg bei. Die evangelische Kirche in Effelder wurde einst dem Frankenapostel St. Kilian geweiht. Der Bischofsstab Kilians findet sich auch heute noch stellvertretend für Effelder im Wappen der Gemeinde Frankenblick. Der Kirmes und Lindentanzverein Effelder e.V., die Bachfelder Musikanten und der Männerchor Seltendorf bereicherten die Veranstaltung mit kulturellen Beiträgen.

In Effelder steht eine der drei sich noch in Nutzung befindlichen Echten Tanzlinden im fränkischen Teil des heutigen Bundeslandes Thüringen. Der Vorgängerverein des Männerchor Seltendorf, der Turn- und Gesangverein Welchendorf, war am 13. Februar 1931, also fast zwei Jahre nach Gründung des Landes Thüringen, in den Fränkischen Sängerbund aufgenommen worden. Aktuell hat der Fränkische Sängerbund, auch gemäß seiner aktuellen Satzung, ausschließlich Mitglieder im Bundesland Bayern.

Am 2. Juli wurde an der Alexandrinenhütte auf der Senningshöhe bei Mirsdorf (Gemeinde Meeder, Landkreis Coburg) eine Frankenfahne gehisst. Die Veranstaltung wurde von Kreisheimatpflegerin Ingrid Ott und dem Heimatverein Rödental, welcher Mitglied im Fränkischen Bund ist, organisiert. Es gab weiterhin einen Wortbeitrag vom Bürgermeister der Gemeinde Meeder, Bernd Höfer. Außerdem wurde vor Ort Wolle gesponnen. Auf dem Spinnrad wird regelmäßig auch die Wolle von Coburger Fuchsschafen gesponnen. An diesem Tag stammte die Wolle allerdings von Skudden. Die Alexandrinenhütte wird seit vielen Jahren als Wanderergaststätte vom Thüringerwald-Verein Coburg e.V. betrieben. Dort stand einst auch ein Aussichtsturm. Die Aussicht auf große Teile des Coburger Landes lohnt einen Besuch.

Die Regionalgruppe Itzgrund-Henneberg plant im Herbst dieses Jahres ein Mitgliedertreffen durchzuführen. Details dazu werden noch bekanntgegeben.

Martin Truckenbrodt
Sprecher der Regionalgruppe Itzgrund-Henneberg (Coburg, Hildburghausen, Sonneberg)

© Fotos Effelder: Nicole Schneider, Fotos Senningshöhe: Ingrid Ott

Der Fränkische Bund war zum Tag der Franken 2022 in Hessen dabei

Wir beteiligten uns auch dieses Jahr wieder mit einem Informationsstand am Tag der Franken, diesmal in Aschaffenburg.

Die Stadt Aschaffenburg als Veranstalter hielt sich u.a. mit Frankenfahne sehr bedeckt. Bayerische Trachten am Festumzug wirkten zumindest für etwas fehl am Platz. Der Ascheberscher Bürgermeister stellte auch öffentlich sinngemäß klar: „Wir sind die Bayern in Rhein-Main.“ Es war schließlich auch die enge wirtschaftliche Vernetzung Aschaffenburgs mit der Rhein-Main-Region gewesen, die den Antrag des Fränkischen Bundes auf ein Volksbegehren zur Bildung eines Bundeslandes Franken nach Art. 29 GG Ende der 1990er Jahre zu Fall brachte. Ironie des Schicksals!
Dass Aschaffenburg, westlich des Spessarts gelegen, aus historischer Sicht zu Hessen gehört und natürlich auch kulturell hessisch geprägt ist, war wohl allen Beteiligten und auch den Besuchern der Veranstaltung klar gewesen. Der Geschichtsverein Frankenbund e.V. hatte auch einmal eine Regionalgruppe in Aschaffenburg. Ob dort vor allem Zugezogene aktiv waren? Erstaunlich war die offensichtlich recht hohe Zahl von nach Aschaffenburg zugezogenen Fränkinnen und Franken, die ihre Wurzeln teilweise weit östlich des Spessarts haben.
Interessant und wichtig zugleich waren die Anmerkungen von Besuchern unseres Standes aus den benachbarten Landkreisen Miltenberg (Unterfranken), Neckar-Odenwald-Kreis (Baden-Württemberg) und Odenwaldkreis (Hessen). Diese bemängelten als bekennende Franken die an unserem Informationsstand verwendete Karte der Kulturregion Franken. Hier scheint es Bedarf zur Korrektur zu geben. Wir werden wohl nicht umhinkommen, uns vorrangig an historischen und kulturräumlichen Fakten zu orientieren und die Frage der vermeintlichen Identifikation der Menschen in den unterschiedlichen Bereichen des historischen Ostfrankens hinten an zu stellen. Wissenschaftliche Fakten sind nicht angreifbar, subjektive Eindrücke jedoch schon. Wir sollten keine Franken ausschließen und uns lieber der Diskussion, auch innerhalb unseres Vereins, stellen. Weitere diesbezüglich strittige Gebiete sind im Wesentlichen lediglich nur noch Osthessen (Buchonia, Kloster Fulda, Bistum Würzburg bis 1752) und kleine Bereiche des bayerischen Regierungsbezirks Oberpfalz (Bistum Eichstätt).

Martin Truckenbrodt
3. Vorsitzender

Wanderung zum Landschaftspark „Gereuther Tannen“

ein Wandervorschlag von Christel Weger und Folker Steinbach

Beim Landschaftspark Gereuther Tannen handelt es sich um einen versunkenen Landschaftspark mit besonderem Reiz. Heute hat sich die Natur den park weitgehend zurückerobert. Aber dennoch sind viele Garteneinrichtungen, wie Säulen oder gebaute Ruinen noch gut zu erkennen.

Den Park hat der Reichsfreiherr Philipp Ignatius Karl von Greiffenklau anlegen lassen. Er sollte die „ideale Natur“ wiederspiegeln und die Adligen und Bürgersleute erfreun.

Länge: 12km
Schwierigkeitsgrad: leicht, auch für Kinder Kinder interessant (Märchencharakter)
Startpunkt: Buch – Gemeinde Untermerzbach
Oder: 300 m nördlich Richtung Wüstenwelsberg, am Waldrand
Anreise: mit dem Auto oder mit dem Bus nach Untermerzbach fahren und dort mit der Wanderung beginnen.
Buslinie 8319  Bamberg Bahnhofsvorplatz
Buslinie 957 Coburg Bahnhof ZOB

Wegbeschreibung:
Am Waldrand rechts folgt man dem Wanderweg Fuchs und erreicht nach kurzer Strecke die Reste der Alten Burg. Foto: Alte Burg Hierbei handelt es sich um die Überreste einer alten Felsenburg, die vielleicht eine Vorläuferin der benachbarten Burg Lichtenstein war. Um die Anlage mit ihren alten Kellern, Treppen und kleinen Felsentoren zu erkunden bedarf es etwas Trittsicherheit.

Weiter geht es der Markierung Fuchs nach, zu eigentlichen Landschaftspark Gereuther Tannen, wo man die Überreste der Anlage aus der Zeit der frühen Romantik erreicht. Als erstes Highlight begegnet einem der Einsiedlerstein.

Einsiedlerstein

Nach wenigen 100 m kreuzt ein Forstweg und man folgt diesem rechts ca. 100m. So erreicht man die Theresiensäule.

Anschließend muss man zurück zur Kreuzung und erreicht schnell den Tanzplatz. Von den ursprünglichen Baulichkeiten findet man noch ein Kellergewölbe und die Rückertsteine, wo der Dichter Friedrich Rückert vor dem sitzenden Publikum seine Texte rezitierte.

Am Waldrand geht man gerade aus und erreicht nach einem guten km das schmucke Dörfchen Obermerzbach. Dort lohnt sich auf jeden Fall ein Abstecher zur Pfarrkirchen St. Michael aus dem Jahr 1200. Bei diesem Kleinod handelt es sich um eine  der ältesten und fast unverändert gebliebenen Kirche Frankens.

Weiter geht es durch den sehenswerten Ort zurück auf der kleinen Straße nach Greuth. 200m nach dem Ortsende biegt man links ab auf den Fuchsweg Richtung Untermerzbach. Eine Einkehr im „Schwarzen Adler“ sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Bratwürste mit Sauerkraut, serviert vom netten Wirt sind ein echter Genuß. Eine telefonische Anmeldung beim Wirt, Herrn Hermann (Tel. Nr. 09533 982691). ist ratsam.

Gasthof „Schwarzer Adler“

Ein wenig Zeit sich in dem unterfränkischen Ort umzusehen, sollte man sich unbedingt nehmen.

Weiter geht es ca. 500m parallel der Straße auf dem Fuchsweg bis zu der Stelle, an der der Fuchsweg nach links abzweigt. Hier geht man geradeaus, passiert den Wasserhochbehälter und weiter ca. 1,5 km durch den Wald. Vom Waldrand aus erreicht man nach ca. 500m eine erst wenige Jahre alte kleine, sehr sehenswerte Kapelle.

Vorbei am Campingplatz, passiert man das hübsche Dörfchen Wüstenwelsberg. Weiter geht es auf der Straße Richtung Buch, bis zu abzweigenden Forstweg, dem man  auf dem Rückertweg bis zum Burgstall Gutenfels folgt. Die Wälle der hochmittelalterlichen Höhenburg Gutenfels vom Jahr 1220.

Man verlässt an dieser Stelle den Waldweg nach rechts und erreicht auf dem Wald Pfad die Ortsverbindungsstraße nach Buch und ist nach wenigen Minuten wieder am Ausgangspunkt.

Viel Freude!

 

München lügt (14)

von Manfred Hofmann

Über Dürers berühmtes Selbstbildnis von 1500, welches bekanntlich in der Alten Pinakothek in München hängt, wurde 2012 ausführlich berichtet, weil es nach Auffassung der Münchner Kunstverwaltung aus denkmalschützerischen Gründen nicht zu einer Dürerausstellung nach Nürnberg ausgeliehen werden konnte. Ob das Bild auf legalem oder betrügerischem Weg nach München gekommen ist, ist ungeklärt. Meist wird von verbeamteten Fachkräften der staatlichen Kunstverwaltung die Auffassung vertreten, dass man in München doch wohl alles richtig gemacht habe. Darauf soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
Interessant ist allerdings, wie der Münchner Wikipedia-Stammtisch hierzu kommentiert. Unter „https://de.wikipedia.org/wiki/Bayern“ wird zur Forderung nach Rückführung fränkischer Beutekunst
ausgeführt:
„Auch ist die Forderung der Rückgabe von Kunstschätzen problematisch, da etwa der Hofer Altar in München und einige Dürer-Gemälde in der Alten Pinakothek nicht geraubt, sondern freiwillig abgegeben wurden.[44]“
Das sieht sehr salbungsvoll, unvoreingenommen und wissenschaftlich aus. Allerdings schaut das nur so aus. Bei der genannten Fundstelle handelt es sich nicht etwa um einen wissenschaftlichen Aufsatz, in dem vorhandene Quellen ausgewertet werden. Vielmehr handelt es sich um einen hinter einer Bezahlschranke versteckten „Frankenpost“-Artikel vom 11.03.2010 „Hofer Altar bleibt in München“ heißt es dort. Kunstminister Wolfgang Heubisch sehe kaum Möglichkeiten, in Münchenausgestellte oder lagernde Kunstwerke aus Franken dauerhaft an ihre Ursprungsorte zurückzuführen und so weiter.
Davon, dass nicht nur in St Petersburg, sondern auch in München gut versorgte Marketingfachleute vollschichtig am Rechner sitzen und nichts anders tun, als (nur vermeintlich freie) Wikipedia- Kommentare zu frisieren und an Forumsdiskussionen teilzunehmen, darf ausgegangen werden.
Der Bürger im Staat, der wegen seiner Größe zum Selbstzweck wird, ist vollkommen damit überfordert, derartiges Vorgehen im Einzelfall zu überprüfen, weil ihm einfach die Zeit dazu fehlt. Wie schön muss es da sein, in überschaubaren Verwaltungsstrukturen zu leben, in denen der Staat nur dem Allgemeinwohl und keinen regionalen Sonderinteressen dient.