20 Jahre „Tag der Franken“

Ein historischer Rückblick von Heribert M. Reusch

Anlässlich des 20. Jahrestages des „Tages der Franken“ am 2. Juli 2019 sei an dessen Entstehungsgeschichte erinnert:
Am 7.Juli 1998 stellte der ehemalige Reichsschultheiß von Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) den Antrag, einen „Tag der Franken“ auszurichten. Diese Idee wurde bei einer Vorstandssitzung des FB e.V. am 24.Juli 1998 in Memmelsdorf (Lkr. Bamberg) einstimmig befürwortet.

Die erste Feier dieses Tages fand am 2.Juli 1999 statt. Damals versammelte sich eine kleine Schar fränkischer Patrioten am „Alten Dreifrankenstein“ im Steigerwald. Dieser markierte seit 1892 die Grenzen der drei fränkischen Bezirke.

Anschließend fand der „Runde Tisch – Region Franken“ im nahen Geiselwind statt, mit der der Vision, auf einen „Einfrankenstein“ hinzuarbeiten. Dazu zählen natürlich auch die fränkischen Teilgebiete in Baden-Württemberg und Thüringen. Der bisherige Höhepunkt des „Tages der Franken“ war dann der 2.Juli 2000. Dann das war gleichzeitig der 500. Geburtstag des Fränkischen Reichskreises. Da kam es zu einer Gemeinschaftsveranstaltung mit der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft e.V. (FAG), und zwar im Marmorsaal der Nürnberger Akademie. Festredner war Dr. Peter Schönlein, Alt-Oberbürgermeister von Nürnberg.
Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des „Tages der Franken“ war der 18. Mai des Jahres 2006. Denn an diesem Tag beschloss – nach anfänglich vielen Widerständen – der Bayerische Landtag offiziell den 2.Juli als „Tag der Franken“ einzuführen. Vorausgegangen war eine entsprechende Petition eines Franken aus dem Lkr. Hof, der auch am 2.Juli 1999 zugegen war.
Es war dann nachfolgend der 2.Juli 2006 auf dem Gelände der Landesausstellung „200 Jahre Franken in Bayern“ in Nürnberg, wo die Feier stattfand.
Als Krönung der Geschichte des „Tages der Franken“ ist wohl anzusehen, dass erstmals in diesem Jahr eine grenzüberschreitende Veranstaltung möglich war: In Neustadt b. Coburg und im thüringischen Sonneberg.

Die Frankenfahne weht wieder über dem Staffelberg

Foto: Willi Hudert

Wie seit 20 Jahren trafen sich Mitglieder und Freunde des Fränkischen Bundes an diesem Samstag, 27. April, diesmal bei stürmischem Wetter, wieder auf dem Staffelberg, um eine neue Frankenfahne aufzuziehen. Wie immer sorgte Ehrenmitglied Adam Stöcklein aus Kronach für die reibungslose Organisation.
Im Jahre 1999 knüpfte der Fränkische Bund damit an ein Vermächtnis des Staffelsteiner Schreinermeisters Alfons Röder an, welcher dereinst die erste Frankenfahne für den Staffel-berg stiftete. Seit diesem Jahr wird jedes Jahr im Frühling die durch die Winterstürme zer-zauste Fahne durch ein neues Exemplar ersetzt. Das Ereignis wird dann mit einem gemütlichen Beisammensein, je nach Wetter vor oder in der Klause begangen.

Drohenfotos: Julian Ott

Der Fränkische Bund, Rückblick und Ausblick

eine kleine Zwischenbilanz zur Mitgliederversammlung 2019 von Joachim Kalb

Blickt man auf das abgelaufene Vereinsjahr zurück, so sticht eine erfolgreiche Aktion unseres Vereins besonders hervor!
Es war dem Fränkischen Bund zusammen mit Bürgerinitiativen und Oppositionsparteien im letzten Jahr gelungen, maßgeblich mitzuhelfen, dass die unsinnige und ungerechte Straßenausbausatzung (Strabs) gekippt wurde. Für uns war es eine fränkische Sondersteuer, weil eben gerade in Franken die durchweg ärmeren Gemeinden ansässig sind und gerade hier durch dieses unselige Gesetz viele unserer Bürger in den Ruin getrieben wurden.

Dass es auch mal etwas länger dauern kann, die Interessen unserer fränkischen Bevölkerung zu vertreten, zeigen unsere seit 1990 andauernden Auseinandersetzungen mit dem Bayerischen Rundfunk. Immer wieder müssen wir vor allem in Unterhaltungssendungen und Serien darauf dringen, dass das Bundesland Bayern eben nicht nur aus Alpen, Gamsbart und Zwiebeltürmen besteht und unsere fränkischen Bräuche wie Osterbrunnen und Kirchweih sowie unsere vielschichtige Mundart und unsere Fachwerk- und Bierkultur dem Oktoberfest und dem Neuschwanstein-Klischee sicher nicht nachstehen. Etwas mehr Unterstützung durch die Landtagsparteien und die Medien hätten uns an der Stelle sicher weitergebracht.

Aktuell bietet sich für den Fränkischen Bund mit der neu installierten Regierungskoalition aus Freien Wählern und CSU mit einem „fränkischen“ Ministerpräsidenten ein Projekt, das uns von 2000-2010 stark beschäftigt hat, an, es nun zum Erfolg zu führen: Nämlich die Rückführung der unter Napoleon nach München verschleppten und geraubten fränkischen Kulturgüter. Wobei der Bamberger Domschatz, das Würzburger Herzogsschwert und die Nürnberger Dürerbilder usw. die bekanntesten waren. Das scheiterte während der damaligen CSU-FDP-Koalition nur am niederträchtigen Verhalten der FDP (Heubisch). Diese Partei hat die in der Bevölkerung recht populäre Forderung des Fränkischen Bundes (vier Petitionen gestützt von 12000 „echten“ Unterschriften) auch im Parlament zunächst massiv unterstützt. Als es aber dann zum Landtagsbeschluss kam, tauchte sie feige ab. Die größten Unterstützer unserer Sache waren damals die Freien Wähler, die Grünen, die SPD und auch viele aus der CSU. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, einen neuen Anlauf in Sachen fränkische Kulturgüter zu unternehmen. Es müsste dazu nur ein Gesetz von 1923 geändert und die besagten Kunstwerke als Dauerleihgaben nach Franken zurückgegeben werden, wo sie auch hingehören. Was tut der Bamberger Domschatz in München? Man stelle sich vor, der Kölner Domschatz läge in Düsseldorf. „Also, auf geht’s, testen wir die Freien Wähler und die „neue“ CSU, ob sie ehrlicher sind als die FDP, die damals ihren Stammvater, den Lichtenfelser Thomas Dehler verraten und verkauft hat“.

Auch Franken ist von Klimawandel, Artensterben, Globalisierung usw. betroffen! Deshalb treten wir auch vehement dafür ein, Produkte aus der Region absolut zu bevorzugen. Und wenn wir Region sagen, dann meinen wir damit Franken (leicht erkennbar am Frankenrechen) und eben nicht Bayern! Und wenn ein fränkischer Produzent oder Discounter den Unterschied nicht kennt, dann kann ihm keiner helfen.

Unser neuer Umweltminister Glauber aus Forchheim hat vor der Wahl mit dem Slogan „für ein starkes Franken“ geworben und damit überdurchschnittlich viele Stimmen bekommen! Wir hoffen, dass wir ihn nicht dauernd daran erinnern müssen. Neben dem Landschafts- und Artenschutz würde sich etwa ein Nationalpark oder Weltkulturerbe Steigerwald schön in die fränkische „Welterbekette“ über Würzburg, Bamberg und Bayreuth einfügen und weiter die Attraktivität für den Tourismus in unserer Heimat steigern. Das nachgebaute Kitschschloss Neuschwanstein wird nie Weltkulturerbe werden.

Und was wir nicht vergessen sollten: Unser Fränkische Bund e.V.ist bis jetzt der einzige unter den Vereinen, der stets ganz Franken im Blickfeld hat und nicht nur die drei fränkischen Regierungsbezirke innerhalb Bayerns. Deshalb fand unsere diesjährige Mitgliederversammlung auch im Bundesland Thüringen statt. Auch der Tag der Franken findet am 6/7. Juli in Sonneberg und in Neustadt bei Coburg statt. Das ist wieder ein Schritt in die richtige Richtung! .

20 Jahre Frankenfahne auf dem Staffelberg

von Adam Stöcklein

Am Sonntag, 18.Juli 1999, gegen 13.30 Uhr, wurde anlässlich eines Familientreffens unseres FB e.V. auf dem Staffelberg eine Frankenfahne gehisst, auf Initiative des damaligen Vorsitzenden des Kreisverbandes Obermain-Coburg, Volker Backert.
Er erläuterte dazu, dass der FB e.V. an ein Vermächtnis des Staffelsteiner Schreinermeisters Alfons Röder anknüpfe, welcher dereinst die erste Frankenfahne für den Staffelberg stiftete. Leider sei diese Tradition in den vergangenen Jahren wieder eingeschlafen und niemand kümmerte sich auch mehr um den verwaisten Fahnenstock. Mit der Stiftung einer neuen Frankenfahne sollte dies nun wieder besser werden.
Da der alte Fahnenmast kaum mehr zu gebrauchen war, sollte ein größerer Mast angebracht und gleichzeitig auch eine neue Fahne der Stadt Staffelstein gestiftet werden. Die Stadt Staffelstein konnte jedoch für die Errichtung eines neuen Fahnenmastes keine Genehmigung erteilen, auch das Landratsamt Lichtenfels nicht, da der Staffelberg Naturschutzgebiet ist. Zuständig dafür ist die Regierung von 0berfranken. Die Neuerrichtung eines Fahnenmastes im Naturschutzgebiet wurde zwar abgelehnt, jedoch die Nutzung des alten Fahnenstockes mit Fahnenmast, 2 m hoch, genehmigt.

Nun wurde 2001, am 05. August, an einem neuen Fahnenmast im Beisein des damaligen Bürgermeisters von Staffelstein, Herr Georg Müller, die neue, gestiftete Frankenfahne gehisst. Dazu wurde auch der alte Fahnenstock wieder genutzt. Die Hissung der Fahne jedoch gar nicht so einfach, aber unser Mitglied RoIand Lowig war schwindelfrei und in den Anfangsjahren immer bereit für diese riskante Aufgabe.

Es gäbe noch viel zu berichten über die Schwierigkeiten zu Beginn dieser Traditions-Erneuerung. Aber es hatte ja alles geklappt und so wurde allmählich der Termin für die alljährliche Fahnenhissung zur festen Einrichtung. Ideal war immer der Samstag, eine Woche vor Ostern, denn an den Osterfeiertagen kamen sehr viele Besucher auf den Staffelberg, Da sollte die Frankenfahne präsent sein. Im März 2007 erfolgte ein Mastaustausch, da der alte Mast verbogen war. Gleichzeitig war der neue Mast, mit Drehgelenk und Auslegervorrichtung ausgestattet . Dazu kam durch intensive Bemühungen unseres „Mastspezialisten“ Josef Schedel, ein Kippgelenk zum leichteren Umlegen des Mastes. So wurde nach und nach die Befestigung von Fahne und Mast immer besser. Bis jedoch 2008, an Ostern, der Mast ausgehebelt und „Gott sei Dank“, auf dem Plateau abgelegt wurde. Der Mast bekam nun eine noch bessere Verschraubung, der Termin zur Fahnenhissung wurde aber verschoben, so dass nun immer Samstag nach Ostern die Fahnenhissung stattfindet. Seither ließ man den Mast in Ruhe, die Frankenfahne weht auf dem Staffelberg und man sieht sie ja schon von Bad Staffelstein aus.
Auch bildete sich eine feste Mannschaft zur Fahnenhissung, Mastbetreuung usw. Hauptsache ist und bleibt der Mast. Das übernahm versiert unser Mitglied Josef Schedel. Zum sicheren Mastauf- und -abbau engagierte sich ein hervorragend ausgebildeter Bergsteiger, Markus Geiger. Zuständig für Ersatzteil-, Fahnenbeschaffung und alle weitere Organisation, Adam Stöcklein. Nicht zu vergessen, von Anfang an dabei, unser weithin bekannter „singender Korbmachermeister“ Gerd Backert, welcher auch die 7 . Strophe zum „Staffelberglied “ verfasste. Er sorgt immer dafür, dass nach der Fahnenhissung dieses Lied gesungen wird und begleitet dazu mit seiner Gitarre.

Vor allem beim gemütlichen, anschließenden Beisammensein, unterhält er die Teilnehmer mit seinen humorvollen, „witzigen“ Einlagen.
Die diesjährige Fahnenhissung mit Familientreffen des FB e. V. findet voraussichtlich am 27. April statt. Alle sind dazu eingeladen, an der Tradition der Fahnenhissung teil zu nehmen und einen gemeinsamen Nachmittag auf dem Staffelberg zu verbringen.
Näheres und Einladung erfolgen rechtzeitig zum 20jährigen Bestehen dieses Treffens, welches eigentlich das letzte Überbleibsel unserer „kämpferischen“ Phase des FB e.V. sein dürfte.

Es gibt nur ein Franken

Ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb, Peter Purucker, Manfred Hofmann u. Michael Hebentanz

Ein Markenzeichen hat sich seit Beginn unserer Existenz als Verein Fränkischer Bund e.V. durchgängig bis heute erhalten: Wir sind die einzigen, die Franken immer nur als Ganzes sehen und auch nach außen so darstellen. Als Ganzes, das heißt, die Landesteile unserer Heimat im Bundesland Thüringen und Baden-Württemberg grundsätzlich mit einbeziehen. Andere fränkische Vereine machen das eben nicht und tun sogar teilweise so, als sei das illegal. Das ist es eben nicht, und zwar aus vielerlei Gründen, von denen wir hier ansatzweise einige anführen.

Die Geschichte, auch wenn sie z.B. in den bayerischen Lehrplänen so nicht erscheint und auch durch den Bayerischen Rundfunk ignoriert wird, belegt eindeutig, insbesondere durch die 300-jährige Existenz des fränkischen Reichskreises und des mittelalterlichen Herzogtums Franken, dass Franken mehr ist als nur die im 19. Jh. künstlich erschaffenen drei bayerischen Regierungsbezirke.

Sowohl das große bayerische Staatswappen, das Staatswappen von Baden-Württemberg als auch Landkreise unterhalb des Rennsteigs wie Hildburghausen tragen den Frankenrechen in sich.

Die gemeinsame fränkische Kulturregion manifestiert sich aber nicht nur in der gemeinsamen fränkischen Geschichte, sondern auch im verbindenden Element des fränkischen Dialektes (trotz seiner regional verschiedenen Ausprägungen) und in einer gemeinsamen fränkischen Kultur (vgl. z.B. fränkische Kerwa, Mentalität „passt scho“ usw.) bzw. seit dem 19. Jh. letztlich auch in der gemeinsamen Unterdrückungserfahrung, weil nämlich sowohl in Bayern, als auch Baden-Württemberg und Thüringen das fränkische Element schlichtweg negiert wurde.

Sogar die Richter des höchsten deutschen Gerichtes, nämlich des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), gehen vom Bestehen einer gemeinsamen fränkischen Kulturregion aus. Denn im Urteil, das uns im Namen des Volkes am 2. Juli 1997 zuging, wurde zwar unser Antrag auf Zulassung eines Bundeslandes Franken nach Art. 29 GG abgelehnt, aber unsere umfangreichen Ausführungen in kultureller Hinsicht (Brauchtum, Mundart usw.) uns zugestanden bzw. bestätigt. Nachzulesen ist das klar und deutlich in der Begründung der Ablehnung durch das Bundesinnenministerium vom 16. März 1994, das wiederum auf die zuvor durch die Stellungnahmen der Innenminister von Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen fußt:
„Die Zusammengehörigkeit dieses Raumes (Franken) kann im Wesentlichen nur als landsmannschaftliche Verbundenheit in Verbindung mit geschichtlichen und kulturellen Zusammenhängen geltend gemacht werden (s. auch Ausführungen des Antragstellers). Diese wären zwar bei allgemeinen Neugliederungsüberlegungen nach Abs. 1 des Artikels 29 GG zu berücksichtigen, reichen aber für die besonderen Voraussetzungen eines Volksbegehrens nach Absatz 4 nicht aus.“
Der damalige Bundesinnenminister Kanther wurde aber weniger durch dieses Urteil bekannt, sondern mehr durch seine Hauptrolle in der CDU-Parteispendenaffäre usw.
Wissen muss man dazu auch, dass dieses wesentliche Zugeständnis sich auch auf die von uns vorgegebene Gebietsbeschreibung Frankens bezog. Unser Antrag nach Art. 29 GG, dieses Volksbegehren zuzulassen, wäre sogar im Vorfeld schon gar nicht erst angenommen worden, hätten wir nur Ober-, Mittel- und Unterfranken aus Bayern herausschneiden wollen. Ein neuer Antrag auf die Zulassung eines Bundeslandes Franken ist auch jederzeit wieder zulässig.

Nun, was ist für die Zukunft unseres Vereins noch wichtig? Dass wir gelegentlich unterschiedlicher Auffassungen sind, was nun zu Franken gehört oder nicht, ist zweitrangig, zumal wir das als Verein im Ernstfall eh nicht zu entscheiden haben, sondern die fränkischen Bürger und Bürgerinnen. Wer „Frangge sei mooch“ ist herzlich willkommen, so unser Motto. Deshalb hat unsere Kulturregion Franken oder die europäische Kulturregion Franken eigentlich keine fest zementierten Grenzen und sie muss diese auch nicht haben. Die nebenstehende Karte ist also lediglich das Ergebnis einer Diskussion, die von 1990 an bis heute andauert.

Feier zum Jubiläum „ 200 Jahre Bayerische Verfassung“

am 17. Mai 2018 in Gaibach / Kreis Kitzingen
von Volker Dungs
Dieser Artikel erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift „Der Steigerwald“ des Steigerwaldklubs.

Vom Kulturbruch zur Moderne führte der Weg dieser „Revolution von oben“. Die Folgen der Säkularisation 1802, des Reichsdeputationshauptschluss 1803 und der Konstitution 1808 für das Frankenland.

Da steht sie nun, die Konstitutionssäule. Nicht in München, sondern als einziges Denkmal außerhalb Münchens sinngebend für die Bayerische Verfassung von 1818,  in Gaibach im provinziellen Franken. Auch wir, 44 Mitglieder aus den Zweigvereinen  Iphofen-Kitzingen und Wiesentheid, standen am 18.April 2018 unter diesem Denkmal für die Idee einer magna charta Bavariae.   Errichten ließ sie der Graf Franz Erwein von Schönborn, obwohl er als „Mediatisierter“ von seiner Landeshoheit beraubt, 1803 schon alle seine Rechte verloren hatte. Die Pläne für den Bau der Säule stammen vom  Architekten Leo von Klenze, der sich die Trajanssäule in Rom zum Vorbild nahm. Die Grundsteinlegung der Säule fand am 26. Mai 1821 Mai unter Anwesenheit des bayerischen Kronprinzen Ludwig statt.
Zur Einweihungsfeier  der Säule am 22. August 1828, die jedes Jahr bis 1831 wiederholt wurde, war wieder Ludwig, aber diesmal als König Ludwig I. von Napoleons Gnaden anwesend..  Als Ludwig I. unter dem Eindruck der Julirevolution in Frankreich seinen Reformkurs beendete, endeten 1831 in Gaibach auch die weiß-blauen Jubiläumsfeiern. Ein Jahr später zogen Menschen, diesmal unter  schwarz-rot-goldenen Fahnen für die Einheit, Freiheit und Gleichheit, zu dieser Säule. Sie wollten, ähnlich wie auf dem Fest am Hambacher Schloss, für diese Ideale  ein Zeichen setzen. Auch der Würzburger Bürgermeister und frühliberaler Staatsrechtler Dr. Wilhelm Joseph Behr, rief bei diesem „Gaibacher Fest“ zur weiteren Entwicklung und  Verbesserung der Bayerischen Verfassung auf. Mit der in der Verfassung garantierten Freiheit der Meinung und Rede war es zu Ende. Alle Initiatoren dieser Veranstaltung wurden verhaftet. Behr musste vor dem Bild des Königs Abbitte leisten und wurde dennoch wegen Hochverrat und Majestätsbeleidigung  zu Festungshaft verurteilt.
Aus differenzierter Sicht betrachtet, ist dieses Jubiläum: „200 Jahre Bayerische Verfassung“ und insbesondere die  dieser Verfassung vorauseilende und von ihr nicht zu trennende Säkularisation (Verweltlichung, Verstaatlichung), nicht in allen Belangen  zu bejubeln. Aber unstreitig ist, dass  die Konstitution als verfassungsrechtliche Grundlage für das Königreich Bayern,  zum Fundament   einer neuen Bayerischen Verfassung und Grundstein des modernen Freistaats Bayern wurde. Für das Frankenland jedoch, war diese Säkularisation  ein tiefer Einschnitt und  mit  gravierenden, teilweise bis heute spürbaren Folgen verbunden.
Der Auslöser der Säkularisation, 1802 in ganz Deutschland, beginnend,  waren die militärischen Erfolge Napoleons. Durch die rigorose Verschiebung Frankreichs durch Napoleon nach Osten, verloren einige Territorien des noch existierenden „Heiligen Römischen Reiches“, darunter auch Altbayern  ihre linksrheinischen Gebiete.
Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Bayern mit den reichsunmittelbaren Hochstiften Würzburg, Bamberg, Augsburg, Freising, Teile der Hochstifte Passau und Eichstätt,  13 Reichsabteien und 15 Reichsstädten entschädigt. Unmittelbar wurden diese Gebiete, zum Teil schon zuvor, von Bayern in Besitz genommen. Die Konstitution von 1808 sollte die Grundrechte garantieren und  eine erste Volksvertretung  in einem deutschen Staat begründen. Die Beteiligungsrechte des „Gemeinen Volkes“ waren allerdings   eingeschränkt. Besitzenden  und dem Adel waren mehr Rechte eingeräumt worden.  Insofern kam diese, nicht paritätisch zusammen gesetzte Volksvertretung,  noch nicht über eine „Scheinkonstitution“  hinaus.
Im 15. und 16. Jahrhundert  gab es schon früher Bestrebungen,  zur Stärkung des Staates und Einschränkung kirchlicher Macht in Altbayern.   Dann schreibt 1789 Maximilian von Montgelas, man kann ihn durchaus als „Vater der Bayerischen Verfassung“ betrachten, seine 118 seitige und folgenschwere Denkschrift zur Ausweitung  staatlicher Souveränität. In ihrer  grundsätzlichen Auslegung dieser Denkschrift, fordert Montgelas die Einschränkung und Zurückdrängung kirchlicher Macht mit all ihren Folgen. Als Aufklärer und späterer  einflussreicher Minister beim bayerischen Kurfürsten Max IV. Joseph, kann er diesen zur weitestgehenden Umsetzung seiner Vorstellungen, im Prinzip zu  einer Revolution von oben bewegen.
Als gewiefter Jurist gelingt es Montgelas den abwägenden  und als durchsetzungsschwach geltenden Fürsten mit folgenden Argumenten von der Durchführbarkeit seiner Vorstellungen zu überzeugen: „Rechtlich sei die Übernahme in den Besitz des Staates möglich, weil die Klöster auf dem Grundbesitz und mit den Mitteln der weltlichen Fürsten eingerichtet worden seien“.
Im Januar 1802 besetzen Bayerische Truppen, eigentlich ohne staatsrechtliche Grundlage, weil Bayern schon im Vorgriff auf den  Reichsdeputationshauptschluss handelt,  die reichsunmittelbaren  Hochstifte Würzburg und Bamberg. Am 25. Januar verfügt Kurfürst Max IV. mit einer Kabinettsorder auch die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern. Auch der Fürstbischof von Würzburg Georg Karl von Fechenbach, dankt als weltlicher Herrscher ab, verteidigt aber  seine  geistlichen Befugnisse als Bischof in harten Auseinandersetzungen.   Es kann nicht verwundern, dass sein Gegenspieler mit  seinen politischen Direktiven, der Minister Maximilian von Montgelas in München war.
Nun standen dem bayerischen Staat.  sich  in den Besitz der Hochstifte, des Grundbesitzes der Klöster und Kirchen, an den Wert oder Besitz der Immobilien,  und an die großen Mengen an Gold und Silber zu bringen,  alle Tore offen.  Man kann diese Säkularisation auch als eine Abwendung von religiösen Werten mit einer deutlichen Hinwendung zu weltlichen Begehrlichkeiten zu sehen.
Die Profiteure dieses Reichsdeputationshauptschlusses, waren was den Flächenzugewinn betrifft,  Württemberg und Baden. Dieses Gesetz veränderte die althergebrachten, territorialen und politischen Strukturen in  revolutionärer Weise.  Rund 10 000 Quadratkilometer geistlichen  Grundbesitzes kamen in den Besitz der weltlichen Staaten  und fast  3 Millionen Menschen wurden zu neuen Bürgern eines anderen Landes.
Auch Bayern profitierte von  der Flächenentschädigung zum Ausgleich für die verlorenen, außerhalb Altbayerns liegenden linksrheinischen Gebiete. Zum einen  war der Zugewinn an Fläche deutlich höher. Zum anderen  dehnte sich Altbayern auf Schwaben, Franken und auf 15 Reichsstädte erheblich aus. Als jetzt zusammenhängendes Kernland war es aus München einfacher zu regieren und war zu einem dynastischen Staat mit deutlichen Machtzuwachs geworden..
Der Landbesitz von 74 Stifte und 93 Ordensniederlassungen fielen der Säkularisation zum Opfer. Die bayerischen Klöster hatten die Grundherrschaft von über 65% der Bauernhöfe Bayerns.  Dieses Land fiel nun an den bayerischen Staat.  Auch der erhebliche  klösterliche Waldbesitz, macht bis heute ein Drittel  der Fläche der bayerischen Staatsforsten aus.
So gut wie alle dieser aufgehobenen Klöster unterhielten Schulen. Auf dem Lande waren begabte Bauernkinder auch für den Besuch von Gymnasien vorbereitet worden um ihnen den Aufstieg in höhere Ämter zu ermöglichen. Durch die Auflösung der Klosterschulen,  kam es auf dem Lande zu einer geistigen Verödung. In diesem Wegfall der Klosterschulen, ist die Ursache des Bildungsdefizits des 19. und 20. Jahrhunderts im überwiegend katholischen noch von der Landwirtschaft geprägten Süden zu suchen.


Auch ein unvoreingenommene Teilnehmer an der Feier „200 Jahre Bayerische Verfassung“ im  fränkischen  Gaibach registrierte, dass diese überwiegend von bayrischer Folklore geprägt war. Die von der Bayerischen Staatskanzlei organisierte Feier in Gaibach hinterließ  einen nachdenklichen Beschauer in einer Verfassung, die zu dem  Sinn dieser Feier nicht so recht passen wollte. So wie  nach 1802 die Säkularisation das Frankenland  in einer Verfassung hinterließ,  die dem Sinn dieser „Verfassung“ eigentlich nicht so recht entsprach.
Das eingenommene Geld aus dem Grundverkauf der in Besitz genommenen 161 Klöster, den Kirchen und Herrenhöfen, füllte zunächst die von den Franzosen geplünderte bayerische Kriegskasse.  Bei der großen Zahl der Immobilien-Versteigerungen, wurden immer geringere Summen geboten. Dagegen unterlagen die aus den Klöstern und Kirchen requirierten Gold – und Silbergegenstände, nicht diesem Werteverfall.   Die zum Teil über 1250 Jahre alten Hochstifte, die altehrwürdigen Klöster und Kirchen  litten unter dieser Verweltlichung. Besonders betroffen waren die Bistümer Würzburg und Bamberg. Der berühmte Domschatz von Bamberg,  darunter die Krone Heinrichs II., eines der bedeutendsten europäischen Goldschmiedewerke. wurde neben anderen einmaligen Stücken, nach München verbracht. Die Heinrich-Krone befindet sich heute in der Münchener Residenz. Der Bitte zur Rückgabe dieser Krone, kommt man nicht nach. „Diese  Krone ist für einen Transport zu zerbrechlich“. Die Bamberger mussten sich  mit einer Nachbildung trösten. Rund 500 kg Gold und Silber aus dem Bamberger Raum kamen nach München. Bis auf ausgesuchte Stücke, die in die Schatzkammer der Wittelsbacher kamen, wurde  der größte Teil eingeschmolzen. Ein beträchtlicher Anteil dieses Edelmetalls kam aus dem  Kloster Banz. Auf Befehl des noch Kurfürsten Max IV. Joseph, wurde das requirierte Gold und Silber zum „Vermünzen“ nach München gebracht. Erschüttert  berichtet ein Mönch über die  oft berserkerhaften Vorarbeiten für diese Vermünzung: „Das Zusammenschlagen von Monstranzen, Kelchen, Bechern, Leuchtern und Kruzifixen hört einfach nicht auf“.
Ein ähnliches Schicksal teilt sich das „Würzburger Herzogschwert“ des Bischofs von Grumbach aus dem Jahr 1460, mit der Bamberger Krone.  Es befindet sich  ebenfalls in der Münchener Residenz und wird nicht zurückgegeben. Nach allgemein akzeptierten Schätzungen, wurden im Rahmen der Säkularisation, etwa 1000 wertvolle Kulturgüter nach Altbayern und  überwiegend nach München  verbracht.
Nach der Devise  des Grafen Montgelas: „Es gibt zu viele Kirchen und Kapellen in Bayern“,  wurden nicht wenige dem Verfall überlassen, zum Abriss freigegeben und Andere von wertvollen Teilen   entkernt. So manche altbayerische Kirche kam auf diese Weise zu einer schöneren Ausstattung. Hinzu kam der Verlust einzigartiger Architektur. Exemplarisch hierzu ist die  Klosterkirche von Balthasar Neumann in Schwarzach bei Volkach. Ihre  Steine sind in vielen Gebäuden der Umgebung wiederzufinden.  Auch sie ist ein Beleg für das bedenkenlose Vorgehen  der kurfürstlichen Aufhebungskommissare.  Diese Kirche, ein Meisterwerk des Barocks, war mit der Basilika Vierzehnheiligen vergleichbar, sie wurde  ebenfalls nach den Plänen von Neumann errichtet. Zum Glück blieb sie uns erhalten, aber ihre Kirchenschätze wurden verschleudert, ihre Altarbilder verschwanden, ein Teil der wertvollen Orgel verkauft und ihre Glocken versteigert.
Noch gravierenden als die  Verluste im klerikalen Bereich, war der oft exorbitante soziale und gesellschaftliche Abstieg des normalen Bürgers. Betroffen waren auch die Bauern, denn 65% von ihnen waren Untereigentümer der klösterlichen Grundherren. Sie wirtschaften selbstverantwortlich wie auf   eigenen Grund.  Die Klöster verlangten von den Bauern nur einen erträglichen Anteil. Mit dem Übergang  des  klösterlichen Grundbesitzes  an den  neuen Grundherrn Kurfürstlicher Staat  Bayern, wurden die Abgaben   für die meisten Höfe erheblich erhöht und viele Bauern verarmten, es blieb ihnen kaum noch ihr tägliches Brot.
Die Leistung der Gesamtwirtschaft in Franken brach ein. Die Zahl der Aufträge sank erheblich.  Der Weinverkauf  und in der Folge die Anbauflächen gingen zurück. Durch die Auflösung der Klöster verloren Tausende ihren Arbeitsplatz.  Der mit Abstand größte Arbeitgeber für die Handwerker, Künstler und Maler, waren die Bistümer, Klöster und Kirchen. Wegen der fehlenden Aufträge ersteigerten sich viele Künstler  mit ihrem letzten Geld  ein Stück  ehemaliges Klosterland und fristeten unkundig und ungewohnt ein karges Leben.  Einst stolze  und blühende bischöfliche Amtsstädte, so auch Iphofen, fielen wirtschaftlich, politisch und kulturell der Bedeutungslosigkeit anheim,  weil sie fast flächendeckend aller ihrer bischöflichen Ämter und Arbeitsplätze verlustig gingen.
Die bayerische Ministerialbürokratie und ihre Kommissare setzten sich über alles in Franken historisch Gewachsene,  über alle in Jahrhunderten gezogenen Grenzen und Besitzverhältnisse und  dem Wohl seiner Bürger hinweg.
Was bleibt ist ein Treppenwitz der Geschichte:  1848,  mit der vollständigen Auflösung der feudalen Ordnung und nachhaltigen Verbesserung der Rechtssicherheit, wären diese beschriebenen Vorgänge der Säkularisation in ruhigerem, gemäßigtem, abgewogenem und gesetzmäßigem Rahmen,  aber grundsätzlich in der Sache genau so geschehen!
Diese vom Grafen  Montgelas angestoßene „Revolution von oben“ hat in der Innenpolitik, in der Justiz, im Rechtswesen und in der Bildungspolitik viel Gutes bewirkt. Aber weiter mit den Worten des wohl jeder Polemik fernen Prof. Dr. Hans Maier, bayerischer Staatsminister a.D.: Wer die Bayerische Verfassung und die Segnungen der Säkularisation preist, darf von ihrem Vandalismus nicht schweigen“.

München lügt (10)


„Das Europäische Parlament hat 751 direkt gewählte Mitglieder“ heißt es auf der Internetseite des Europäischen Parlaments. „Oberfranken“ wird im EU-Parlament von Frau Monika Hohlmeier vertreten, die bekanntlich aus Oberbayern stammt und keinen wirklichen Bezug zur Region Franken hat.

Da muss es in „Oberfranken“ ja ganz so sein, wie es das ZDF in „Tannbach“ darstellt, wird man sich im restlichen Europa denken. Bayern, wo man hinschaut, ganz sowie an der österreichischen Grenze halt. Jedenfalls kein Grund, besondere auf die Region am Main einzugehen. „Oberfranken“, die wollen, dass ihre Interessen vertreten werden, scheint es nicht zu geben. Die haben die Frau ja direkt gewählt.

Jetzt muss man wissen -und darauf muss man erst einmal kommen- dass auf der Grundlage des „Direktwahlaktes“ der Europäischen Union die Mitglieder des EU-Parlamentes in Deutschland keineswegs direkt gewählt werden. Vielmehr steht nach dem nationalen Ausführungsgesetz lediglich eine „starre“ Landesliste zur Wahl. Das bedeutet, dass die „Oberfranken“ nicht etwa „ihren“ Abgeordneten im EU-Parlament selbst wählen, sondern dass diese Wahl für die Oberfranken vom gesamten Bundesland vorgenommen wird. Die Gefahr, die damit verbunden ist, liegt auf der Hand. Es kann der Fall eintreten, dass eine Region von einem Abgeordneten „vertreten“ wird, der keinen Bezug zu dieser hat. Dies gilt insbesondere für das Bundesland Bayern, in dem Interessensgegensätze aufgrund seiner Größe in besonderes hohem Maße bestehen. Wenn man es gut meinen würde mit der Bevölkerung und wenn man ehrlich sein wollte, würde man daher bei der Aufstellung der Liste sorgfältig darauf achten, dass die jeweiligen Kandidaten einen wirklichen Bezug zu ihrem Wahlbezirk haben. Man meint es aber nicht gut und man will auch nicht ehrlich sein. Wichtig ist München alleine die Absicherung der demokratisch nicht legitimierten Machtstrukturen in dem von ihm dominierten Bundesland.    

Franken und die Kirchweih

Kerwa Untermembach

von unserem Gastautor Dr. Manfred Welker

In den Sommermonaten folgt in Franken eine Kirchweih auf die andere. Hier zeigen sich die Einwohner von ihrer aufgeschlossenen Seite, es gibt kulinarische Spezialitäten und vor allem eine breite Vielfalt an Bier wie sonst nirgendwo in Deutschland. Schließlich hat Franken die höchste Brauereidichte.

Kerwa Walberla

In ganz Deutschland bekannt sind natürlich die großen Feste, wie die Erlanger Bergkirchweih oder das Annafest in Forchheim, die Michaeliskirchweih in Fürth aber auch die Sandkerwa in Bamberg. Über die ganze Region hinaus, bringen die Limmersdorfer Lindenkirchweih und die Kirchweih auf dem Walberla fränkisches Brauchtum den Besuchern nahe.

Nur den Eingeweihten bekannt und daher weitaus liebenswerter sind jedoch die Feste in den kleineren Ortschaften von Franken. Sie können nur existieren, wenn die jeweilige Dorfgemeinschaft zusammenhält und die Organisation übernimmt. Hier werden noch alte Bräuche gepflegt und die Kirchweihlieder ertönen bei den verschiedenen Anlässen:

„Die Kerwa is kumma, die Kerwa is do,
die Aldn, die brumma, die Junga sen froh.“

Die Lieder werden aber nicht einfach wiederholt, sondern variiert, aber auch neu zu aktuellen Ereignissen gedichtet. Erst durch diese gelebte Form erhält das Brauchtum seine Daseinsberechtigung.
Besonders gepflegt wird diese Tradition in Gemeinden wie beispielsweise Untermembach, Großenseebach, Oberreichenbach, Röttenbach und Weppersdorf, wo die Kerwa noch richtig lebt.
Ganz wichtig für eine Kerwa: Ohne ein Wirtshaus funktioniert gar nichts! Die Kerwa beginnt mit einer Schlachtschüssel am Donnerstag. Das Beste vom Schwein ist gerade gut genug; dazu zählt als erstes das Kesselfleisch, bevor etwas später die Blut- und Leberwürste mit Kraut auf den Teller kommen. In den Monaten mit einem „r“ im Namen gibt es natürlich auch Karpfen zu essen. In den Häusern der Ortschaft werden die „Küchli“ gebacken.

Kerwa Oberreichenbach

Ein wichtiger Bestandteil der Kerwa ist der Baum, der eigentlich als „Tanzmaien“ tituliert werden müsste. Bis auf eine schöne Krone entastet und mit bunten Bändern sowie einem Kranz und Fahnen geschmückt, wird er von den Kirchweihburschen am Samstag aufgestellt. Jede Ortschaft will natürlich den größten und schönsten Baum haben, um damit die Nachbarn zu übertrumpfen. Er ist am Montag gegen Abend der Mittelpunkt beim „Maien raustanzen“. Dabei umrunden die Burschen mit ihren Mädchen den Baum. Ein Lied dazu lautet:

„Schaud nauf auf’n Maibam, schaud nauf in die Heeh!
Schaud ro auf die ald’n Weiber, wie’s bleck’n die Zeeh.“

Durch das Klingeln eines Weckers wird das Siegespaar ermittelt. Die junge Frau erhält ein Kaffeeservice, der Bursche einen Deckelkrug. Allerdings hat er dadurch auch die Ehre, seine Kollegen zu einem späteren Zeitpunkt aushalten zu dürfen.
Vor allem im Seebachsgrund tragen die Burschen beim Raustanzen noch die weißen Schürzen, die mit bunten Stoffbändern und Blumen geschmückt sind.

Kerwa Seebachsgrund


Meist schließt sich an das Raustanzen noch das „Geeger Rausschlog’n“ an. Der „Geeger“ wird kurz zuvor im Dorf „organisiert“ und nach der Aktion auch wieder zurückgebracht. Beim „Geeger Rausschlog’n“ müssen die Ortsburschen mit einem armdicken Stamm einen Blecheimer oder einen Tropf treffen, der stellvertretend für den „Geeger“ steht. Zuvor werden den Kandidaten die Augen verbunden und ihr Orientierungssinn durch mehrmaliges Drehen durcheinandergebracht. Auf Zurufe aus dem Publikum müssen sie versuchen, den Eimer zu treffen. Geht der Wurf daneben, so lässt sich die Musik lediglich einige traurige Töne entlocken. Erst beim Treffer gibt es einen Tusch.
Beim Kirchweihumzug am Sonntag werden die Ereignisse des letzten Jahres aufs Korn genommen. Die Honoratioren und die Politiker im Ort müssen sich zahlreiche kritische Anmerkungen gefallen lassen.
Nacheinem arbeitsreichen und intensiven Wochenende wird von den Beteiligten die Kirchweih am Montagabend eingegraben, um eine Jahr später wieder aufzuerstehen.
Neben diesen Hauptpunkten gibt es in manchen Ortschaften noch Ergänzungen, so wird etwa in Röttenbach am Dienstag zum Abschluss der „Krumme“ aufgestellt, ein möglichst verwachsenes Exemplar von Baum.

Kerwa Großenseebach


Ohne das Engagement der gesamten Dorfgemeinschaft geht bei einer Kirchweih nichts. Die Hauptlast tragen aber die unverheirateten Ortsburschen. Das Fest ist für sie jedes Jahr eine neue Herausforderung. Neben der körperlichen Anstrengung beim Baumholen und -aufstellen kommt noch etwas anderes dazu: Sie müssen sich eine Herzdame auswählen. Früher hat die Kirchweih viele Paare zusammengeführt. Nicht umsonst heißt es in einem Lied:

“ Und heid in achd Dooch is die Kerwa vorbei,
do ham die aldn Weibä die gressd Wäscherei.“


Unser Fränkischer Bund e.V.

eine Standortbestimmung von Joachim Kalb

Schon 1423 gab es einen Vertrag zwischen fränkischen Bischöfen, Markgrafen, Grafen, Herren und Rittern mit dem Namen Fränkischer Bund. Der Zusammenschluss diente „zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, die unter ihnen vorfallende Zwistigkeiten gütlich gemacht werden sollten.“ So der damalige Wortlaut.

Auch im Oktober 1923 erschien eine Vierteljahresschrift unter dem Namen „Der Fränkische Bund für fränkische Kunst und Kultur“ vom Verlag „Der Bund“, Nürnberg (Bild).

Als 1990 der Name Fränkischer Bund e.V. von den Vereinsgründern (von denen noch einige im Verein aktiv sind) ausgewählt wurde, wusste man freilich nichts von 1423 und 1923, wenngleich unbewusst das gesamt-fränkische Denken, die eigenständige fränkische Kultur und die Vermeidung von Zwistigkeiten untereinander als Hauptziele in unserem Fränkischen Bund auch heute noch gelten.
Nun, 1990 gab es bereits den Frankenbund, die Fränkische Arbeitsgemeinschaft und eine Vielzahl örtlicher fränkische Kulturvereine, wozu noch einen Fränkischen Bund e.V.?
Die Antwort ist simpel und einleuchtend: Deutschland ist und bleibt eine parlamentarische Demokratie. Und in einer Demokratie werden nun mal Veränderungen aller Art über politische Mehrheiten auf der Grundlage des Grundgesetzes durchgesetzt. Im neuen vereinten Deutschland fehlte dringend ein fränkischer Verein, der Wege aufzeichnete, wie man fränkische Interessen auch politisch im vorhandenen pluralistischen System mit ausschließlich demokratischen Mitteln durchsetzen kann .
Begonnen haben wir in den 90ern mit dem Antrag an das Bundesverfassungsgericht nach Art. 29 GG samt 8000 beglaubigten Unterschriften die Errichtung eines Bundeslandes Franken innerhalb Deutschlands durch die Zulassung eines Volksbegehrens: “Bundesland Franken“ zu ermöglichen. Der Antrag wurde zwar aus nicht nachvollziehbaren Gründen ausführlich begründet abgelehnt, aber es wurde uns immerhin durch das höchste deutsche Gericht bestätigt, dass Franken einen eigenen Kulturkreis innerhalb Deutschlands bildet.

In schneller Folge kam von uns danach eine Petition nach der anderen in den Bayerischen Landtag wie Rückführung der fränkischen Kulturgüter (4 Petitionen 14000 Unterschriften), Durchsetzung des Tages der Franken, Durchsetzung der Frankenfahne auch an kommunalen Gebäuden, Zusammenlegung der drei fränkischen Bezirke, Änderung des Landesnamens in  Bayern-Franken, regionale Produkte bevorzugen, wobei unsere Region Franken und nicht Bayern ist. Von 1990 bis heute machten wir Eingaben bezüglich der Programmgestaltung des Bayerischen Rundfunks, was Unterhaltungssendungen betrifft. Unsere diesjährige Aktion Abschaffung der „Strabs „zusammen mit anderen Bürgerinitiativen und den Freien Wählern war zwar erfolgreich, muss aber trotzdem im Auge behalten werden. Auch wenn viele Dinge durchgebracht wurden, es muss ständig nachgekartet werden wie etwa beim Bayerischen Rundfunk, „Invest in Bavaria“, Rückgabe unserer Kulturgüter, Vermittlung fränkischer Geschichte und Mundart in den Schulbüchern, Lehrplänen sowie Instituten, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie in der Demokratie allgemein braucht es eben auch da einen langen Atem. Als Mittel zur Durchsetzung dienen uns neben den genannten Petitionen und Anträgen Beteiligungsformen, die jedes Mitglied vor Ort wahrnehmen kann, wie die klassischen Leserbriefe, Schreiben an Lebensmittelketten usw., Beteiligung oder Organisation von Veranstaltungen vor Ort (Fahnenübergabe, Einmischung in öffentliche Diskussionen um eine offene Gesellschaft zu erhalten und auszubauen, Aktionen zu Jahrestagen). Dazu kommen Äußerungen in den sog. sozialen Medien bzw. in den Foren von Zeitungen und anderen Medien.

Die Landtagswahlen und damit die Gleichung Bayern = CSU sind nun Geschichte. Die Karten werden neu gemischt. Das betrifft natürlich auch unseren Verein für Franken und gibt uns die Möglichkeit unsere „Dauerbrenner“ (z.B. BR) den neuen politischen Akteuren im neuen Parlament erneut zum Durchbruch zu verhelfen. Unsere Themen und Aktionen werden uns von den Medien und den tagespolitischen Entscheidungen der Landespolitik was Franken betrifft vorgegeben. Dies aber kann der Vorstand nicht alleine reißen, da braucht es schon unsere selbstbewusste demokratisch orientierte Mitgliederschaft!

Ob man am Infostand Unterschriften sammelt oder Drehorgel spielt, die Mastanlage auf dem Staffelberg über
Jahre funktionsfähig erhält und zweimal im Jahr die Fahne wechselt, auf einer Mundartveranstaltung
Gedichtla und Gschichtla erzählt oder ein Transparent für eine FB-Demo zimmert, über 15 Jahre einen FB
Schaukasten in der Innenstadt aktuell bestückt, über Jahrzehnte das Vereinsarchiv pflegt bzw. sich beim
Bayerischen Rundfunk über die 450 zigste Folge von „dahoam is dahoam“ beschwert, fest steht:
Ohne die zuverlässige Mithilfe seiner Mitglieder kann kein Verein auf Dauer bestehen. Das gilt auch für unseren Verein für Franken.