Feier zum Jubiläum „ 200 Jahre Bayerische Verfassung“

am 17. Mai 2018 in Gaibach / Kreis Kitzingen
von Volker Dungs
Dieser Artikel erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift „Der Steigerwald“ des Steigerwaldklubs.

Vom Kulturbruch zur Moderne führte der Weg dieser „Revolution von oben“. Die Folgen der Säkularisation 1802, des Reichsdeputationshauptschluss 1803 und der Konstitution 1808 für das Frankenland.

Da steht sie nun, die Konstitutionssäule. Nicht in München, sondern als einziges Denkmal außerhalb Münchens sinngebend für die Bayerische Verfassung von 1818,  in Gaibach im provinziellen Franken. Auch wir, 44 Mitglieder aus den Zweigvereinen  Iphofen-Kitzingen und Wiesentheid, standen am 18.April 2018 unter diesem Denkmal für die Idee einer magna charta Bavariae.   Errichten ließ sie der Graf Franz Erwein von Schönborn, obwohl er als „Mediatisierter“ von seiner Landeshoheit beraubt, 1803 schon alle seine Rechte verloren hatte. Die Pläne für den Bau der Säule stammen vom  Architekten Leo von Klenze, der sich die Trajanssäule in Rom zum Vorbild nahm. Die Grundsteinlegung der Säule fand am 26. Mai 1821 Mai unter Anwesenheit des bayerischen Kronprinzen Ludwig statt.
Zur Einweihungsfeier  der Säule am 22. August 1828, die jedes Jahr bis 1831 wiederholt wurde, war wieder Ludwig, aber diesmal als König Ludwig I. von Napoleons Gnaden anwesend..  Als Ludwig I. unter dem Eindruck der Julirevolution in Frankreich seinen Reformkurs beendete, endeten 1831 in Gaibach auch die weiß-blauen Jubiläumsfeiern. Ein Jahr später zogen Menschen, diesmal unter  schwarz-rot-goldenen Fahnen für die Einheit, Freiheit und Gleichheit, zu dieser Säule. Sie wollten, ähnlich wie auf dem Fest am Hambacher Schloss, für diese Ideale  ein Zeichen setzen. Auch der Würzburger Bürgermeister und frühliberaler Staatsrechtler Dr. Wilhelm Joseph Behr, rief bei diesem „Gaibacher Fest“ zur weiteren Entwicklung und  Verbesserung der Bayerischen Verfassung auf. Mit der in der Verfassung garantierten Freiheit der Meinung und Rede war es zu Ende. Alle Initiatoren dieser Veranstaltung wurden verhaftet. Behr musste vor dem Bild des Königs Abbitte leisten und wurde dennoch wegen Hochverrat und Majestätsbeleidigung  zu Festungshaft verurteilt.
Aus differenzierter Sicht betrachtet, ist dieses Jubiläum: „200 Jahre Bayerische Verfassung“ und insbesondere die  dieser Verfassung vorauseilende und von ihr nicht zu trennende Säkularisation (Verweltlichung, Verstaatlichung), nicht in allen Belangen  zu bejubeln. Aber unstreitig ist, dass  die Konstitution als verfassungsrechtliche Grundlage für das Königreich Bayern,  zum Fundament   einer neuen Bayerischen Verfassung und Grundstein des modernen Freistaats Bayern wurde. Für das Frankenland jedoch, war diese Säkularisation  ein tiefer Einschnitt und  mit  gravierenden, teilweise bis heute spürbaren Folgen verbunden.
Der Auslöser der Säkularisation, 1802 in ganz Deutschland, beginnend,  waren die militärischen Erfolge Napoleons. Durch die rigorose Verschiebung Frankreichs durch Napoleon nach Osten, verloren einige Territorien des noch existierenden „Heiligen Römischen Reiches“, darunter auch Altbayern  ihre linksrheinischen Gebiete.
Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Bayern mit den reichsunmittelbaren Hochstiften Würzburg, Bamberg, Augsburg, Freising, Teile der Hochstifte Passau und Eichstätt,  13 Reichsabteien und 15 Reichsstädten entschädigt. Unmittelbar wurden diese Gebiete, zum Teil schon zuvor, von Bayern in Besitz genommen. Die Konstitution von 1808 sollte die Grundrechte garantieren und  eine erste Volksvertretung  in einem deutschen Staat begründen. Die Beteiligungsrechte des „Gemeinen Volkes“ waren allerdings   eingeschränkt. Besitzenden  und dem Adel waren mehr Rechte eingeräumt worden.  Insofern kam diese, nicht paritätisch zusammen gesetzte Volksvertretung,  noch nicht über eine „Scheinkonstitution“  hinaus.
Im 15. und 16. Jahrhundert  gab es schon früher Bestrebungen,  zur Stärkung des Staates und Einschränkung kirchlicher Macht in Altbayern.   Dann schreibt 1789 Maximilian von Montgelas, man kann ihn durchaus als „Vater der Bayerischen Verfassung“ betrachten, seine 118 seitige und folgenschwere Denkschrift zur Ausweitung  staatlicher Souveränität. In ihrer  grundsätzlichen Auslegung dieser Denkschrift, fordert Montgelas die Einschränkung und Zurückdrängung kirchlicher Macht mit all ihren Folgen. Als Aufklärer und späterer  einflussreicher Minister beim bayerischen Kurfürsten Max IV. Joseph, kann er diesen zur weitestgehenden Umsetzung seiner Vorstellungen, im Prinzip zu  einer Revolution von oben bewegen.
Als gewiefter Jurist gelingt es Montgelas den abwägenden  und als durchsetzungsschwach geltenden Fürsten mit folgenden Argumenten von der Durchführbarkeit seiner Vorstellungen zu überzeugen: „Rechtlich sei die Übernahme in den Besitz des Staates möglich, weil die Klöster auf dem Grundbesitz und mit den Mitteln der weltlichen Fürsten eingerichtet worden seien“.
Im Januar 1802 besetzen Bayerische Truppen, eigentlich ohne staatsrechtliche Grundlage, weil Bayern schon im Vorgriff auf den  Reichsdeputationshauptschluss handelt,  die reichsunmittelbaren  Hochstifte Würzburg und Bamberg. Am 25. Januar verfügt Kurfürst Max IV. mit einer Kabinettsorder auch die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern. Auch der Fürstbischof von Würzburg Georg Karl von Fechenbach, dankt als weltlicher Herrscher ab, verteidigt aber  seine  geistlichen Befugnisse als Bischof in harten Auseinandersetzungen.   Es kann nicht verwundern, dass sein Gegenspieler mit  seinen politischen Direktiven, der Minister Maximilian von Montgelas in München war.
Nun standen dem bayerischen Staat.  sich  in den Besitz der Hochstifte, des Grundbesitzes der Klöster und Kirchen, an den Wert oder Besitz der Immobilien,  und an die großen Mengen an Gold und Silber zu bringen,  alle Tore offen.  Man kann diese Säkularisation auch als eine Abwendung von religiösen Werten mit einer deutlichen Hinwendung zu weltlichen Begehrlichkeiten zu sehen.
Die Profiteure dieses Reichsdeputationshauptschlusses, waren was den Flächenzugewinn betrifft,  Württemberg und Baden. Dieses Gesetz veränderte die althergebrachten, territorialen und politischen Strukturen in  revolutionärer Weise.  Rund 10 000 Quadratkilometer geistlichen  Grundbesitzes kamen in den Besitz der weltlichen Staaten  und fast  3 Millionen Menschen wurden zu neuen Bürgern eines anderen Landes.
Auch Bayern profitierte von  der Flächenentschädigung zum Ausgleich für die verlorenen, außerhalb Altbayerns liegenden linksrheinischen Gebiete. Zum einen  war der Zugewinn an Fläche deutlich höher. Zum anderen  dehnte sich Altbayern auf Schwaben, Franken und auf 15 Reichsstädte erheblich aus. Als jetzt zusammenhängendes Kernland war es aus München einfacher zu regieren und war zu einem dynastischen Staat mit deutlichen Machtzuwachs geworden..
Der Landbesitz von 74 Stifte und 93 Ordensniederlassungen fielen der Säkularisation zum Opfer. Die bayerischen Klöster hatten die Grundherrschaft von über 65% der Bauernhöfe Bayerns.  Dieses Land fiel nun an den bayerischen Staat.  Auch der erhebliche  klösterliche Waldbesitz, macht bis heute ein Drittel  der Fläche der bayerischen Staatsforsten aus.
So gut wie alle dieser aufgehobenen Klöster unterhielten Schulen. Auf dem Lande waren begabte Bauernkinder auch für den Besuch von Gymnasien vorbereitet worden um ihnen den Aufstieg in höhere Ämter zu ermöglichen. Durch die Auflösung der Klosterschulen,  kam es auf dem Lande zu einer geistigen Verödung. In diesem Wegfall der Klosterschulen, ist die Ursache des Bildungsdefizits des 19. und 20. Jahrhunderts im überwiegend katholischen noch von der Landwirtschaft geprägten Süden zu suchen.


Auch ein unvoreingenommene Teilnehmer an der Feier „200 Jahre Bayerische Verfassung“ im  fränkischen  Gaibach registrierte, dass diese überwiegend von bayrischer Folklore geprägt war. Die von der Bayerischen Staatskanzlei organisierte Feier in Gaibach hinterließ  einen nachdenklichen Beschauer in einer Verfassung, die zu dem  Sinn dieser Feier nicht so recht passen wollte. So wie  nach 1802 die Säkularisation das Frankenland  in einer Verfassung hinterließ,  die dem Sinn dieser „Verfassung“ eigentlich nicht so recht entsprach.
Das eingenommene Geld aus dem Grundverkauf der in Besitz genommenen 161 Klöster, den Kirchen und Herrenhöfen, füllte zunächst die von den Franzosen geplünderte bayerische Kriegskasse.  Bei der großen Zahl der Immobilien-Versteigerungen, wurden immer geringere Summen geboten. Dagegen unterlagen die aus den Klöstern und Kirchen requirierten Gold – und Silbergegenstände, nicht diesem Werteverfall.   Die zum Teil über 1250 Jahre alten Hochstifte, die altehrwürdigen Klöster und Kirchen  litten unter dieser Verweltlichung. Besonders betroffen waren die Bistümer Würzburg und Bamberg. Der berühmte Domschatz von Bamberg,  darunter die Krone Heinrichs II., eines der bedeutendsten europäischen Goldschmiedewerke. wurde neben anderen einmaligen Stücken, nach München verbracht. Die Heinrich-Krone befindet sich heute in der Münchener Residenz. Der Bitte zur Rückgabe dieser Krone, kommt man nicht nach. „Diese  Krone ist für einen Transport zu zerbrechlich“. Die Bamberger mussten sich  mit einer Nachbildung trösten. Rund 500 kg Gold und Silber aus dem Bamberger Raum kamen nach München. Bis auf ausgesuchte Stücke, die in die Schatzkammer der Wittelsbacher kamen, wurde  der größte Teil eingeschmolzen. Ein beträchtlicher Anteil dieses Edelmetalls kam aus dem  Kloster Banz. Auf Befehl des noch Kurfürsten Max IV. Joseph, wurde das requirierte Gold und Silber zum „Vermünzen“ nach München gebracht. Erschüttert  berichtet ein Mönch über die  oft berserkerhaften Vorarbeiten für diese Vermünzung: „Das Zusammenschlagen von Monstranzen, Kelchen, Bechern, Leuchtern und Kruzifixen hört einfach nicht auf“.
Ein ähnliches Schicksal teilt sich das „Würzburger Herzogschwert“ des Bischofs von Grumbach aus dem Jahr 1460, mit der Bamberger Krone.  Es befindet sich  ebenfalls in der Münchener Residenz und wird nicht zurückgegeben. Nach allgemein akzeptierten Schätzungen, wurden im Rahmen der Säkularisation, etwa 1000 wertvolle Kulturgüter nach Altbayern und  überwiegend nach München  verbracht.
Nach der Devise  des Grafen Montgelas: „Es gibt zu viele Kirchen und Kapellen in Bayern“,  wurden nicht wenige dem Verfall überlassen, zum Abriss freigegeben und Andere von wertvollen Teilen   entkernt. So manche altbayerische Kirche kam auf diese Weise zu einer schöneren Ausstattung. Hinzu kam der Verlust einzigartiger Architektur. Exemplarisch hierzu ist die  Klosterkirche von Balthasar Neumann in Schwarzach bei Volkach. Ihre  Steine sind in vielen Gebäuden der Umgebung wiederzufinden.  Auch sie ist ein Beleg für das bedenkenlose Vorgehen  der kurfürstlichen Aufhebungskommissare.  Diese Kirche, ein Meisterwerk des Barocks, war mit der Basilika Vierzehnheiligen vergleichbar, sie wurde  ebenfalls nach den Plänen von Neumann errichtet. Zum Glück blieb sie uns erhalten, aber ihre Kirchenschätze wurden verschleudert, ihre Altarbilder verschwanden, ein Teil der wertvollen Orgel verkauft und ihre Glocken versteigert.
Noch gravierenden als die  Verluste im klerikalen Bereich, war der oft exorbitante soziale und gesellschaftliche Abstieg des normalen Bürgers. Betroffen waren auch die Bauern, denn 65% von ihnen waren Untereigentümer der klösterlichen Grundherren. Sie wirtschaften selbstverantwortlich wie auf   eigenen Grund.  Die Klöster verlangten von den Bauern nur einen erträglichen Anteil. Mit dem Übergang  des  klösterlichen Grundbesitzes  an den  neuen Grundherrn Kurfürstlicher Staat  Bayern, wurden die Abgaben   für die meisten Höfe erheblich erhöht und viele Bauern verarmten, es blieb ihnen kaum noch ihr tägliches Brot.
Die Leistung der Gesamtwirtschaft in Franken brach ein. Die Zahl der Aufträge sank erheblich.  Der Weinverkauf  und in der Folge die Anbauflächen gingen zurück. Durch die Auflösung der Klöster verloren Tausende ihren Arbeitsplatz.  Der mit Abstand größte Arbeitgeber für die Handwerker, Künstler und Maler, waren die Bistümer, Klöster und Kirchen. Wegen der fehlenden Aufträge ersteigerten sich viele Künstler  mit ihrem letzten Geld  ein Stück  ehemaliges Klosterland und fristeten unkundig und ungewohnt ein karges Leben.  Einst stolze  und blühende bischöfliche Amtsstädte, so auch Iphofen, fielen wirtschaftlich, politisch und kulturell der Bedeutungslosigkeit anheim,  weil sie fast flächendeckend aller ihrer bischöflichen Ämter und Arbeitsplätze verlustig gingen.
Die bayerische Ministerialbürokratie und ihre Kommissare setzten sich über alles in Franken historisch Gewachsene,  über alle in Jahrhunderten gezogenen Grenzen und Besitzverhältnisse und  dem Wohl seiner Bürger hinweg.
Was bleibt ist ein Treppenwitz der Geschichte:  1848,  mit der vollständigen Auflösung der feudalen Ordnung und nachhaltigen Verbesserung der Rechtssicherheit, wären diese beschriebenen Vorgänge der Säkularisation in ruhigerem, gemäßigtem, abgewogenem und gesetzmäßigem Rahmen,  aber grundsätzlich in der Sache genau so geschehen!
Diese vom Grafen  Montgelas angestoßene „Revolution von oben“ hat in der Innenpolitik, in der Justiz, im Rechtswesen und in der Bildungspolitik viel Gutes bewirkt. Aber weiter mit den Worten des wohl jeder Polemik fernen Prof. Dr. Hans Maier, bayerischer Staatsminister a.D.: Wer die Bayerische Verfassung und die Segnungen der Säkularisation preist, darf von ihrem Vandalismus nicht schweigen“.

München lügt (10)


„Das Europäische Parlament hat 751 direkt gewählte Mitglieder“ heißt es auf der Internetseite des Europäischen Parlaments. „Oberfranken“ wird im EU-Parlament von Frau Monika Hohlmeier vertreten, die bekanntlich aus Oberbayern stammt und keinen wirklichen Bezug zur Region Franken hat.

Da muss es in „Oberfranken“ ja ganz so sein, wie es das ZDF in „Tannbach“ darstellt, wird man sich im restlichen Europa denken. Bayern, wo man hinschaut, ganz sowie an der österreichischen Grenze halt. Jedenfalls kein Grund, besondere auf die Region am Main einzugehen. „Oberfranken“, die wollen, dass ihre Interessen vertreten werden, scheint es nicht zu geben. Die haben die Frau ja direkt gewählt.

Jetzt muss man wissen -und darauf muss man erst einmal kommen- dass auf der Grundlage des „Direktwahlaktes“ der Europäischen Union die Mitglieder des EU-Parlamentes in Deutschland keineswegs direkt gewählt werden. Vielmehr steht nach dem nationalen Ausführungsgesetz lediglich eine „starre“ Landesliste zur Wahl. Das bedeutet, dass die „Oberfranken“ nicht etwa „ihren“ Abgeordneten im EU-Parlament selbst wählen, sondern dass diese Wahl für die Oberfranken vom gesamten Bundesland vorgenommen wird. Die Gefahr, die damit verbunden ist, liegt auf der Hand. Es kann der Fall eintreten, dass eine Region von einem Abgeordneten „vertreten“ wird, der keinen Bezug zu dieser hat. Dies gilt insbesondere für das Bundesland Bayern, in dem Interessensgegensätze aufgrund seiner Größe in besonderes hohem Maße bestehen. Wenn man es gut meinen würde mit der Bevölkerung und wenn man ehrlich sein wollte, würde man daher bei der Aufstellung der Liste sorgfältig darauf achten, dass die jeweiligen Kandidaten einen wirklichen Bezug zu ihrem Wahlbezirk haben. Man meint es aber nicht gut und man will auch nicht ehrlich sein. Wichtig ist München alleine die Absicherung der demokratisch nicht legitimierten Machtstrukturen in dem von ihm dominierten Bundesland.    

Franken und die Kirchweih

Kerwa Untermembach

von unserem Gastautor Dr. Manfred Welker

In den Sommermonaten folgt in Franken eine Kirchweih auf die andere. Hier zeigen sich die Einwohner von ihrer aufgeschlossenen Seite, es gibt kulinarische Spezialitäten und vor allem eine breite Vielfalt an Bier wie sonst nirgendwo in Deutschland. Schließlich hat Franken die höchste Brauereidichte.

Kerwa Walberla

In ganz Deutschland bekannt sind natürlich die großen Feste, wie die Erlanger Bergkirchweih oder das Annafest in Forchheim, die Michaeliskirchweih in Fürth aber auch die Sandkerwa in Bamberg. Über die ganze Region hinaus, bringen die Limmersdorfer Lindenkirchweih und die Kirchweih auf dem Walberla fränkisches Brauchtum den Besuchern nahe.

Nur den Eingeweihten bekannt und daher weitaus liebenswerter sind jedoch die Feste in den kleineren Ortschaften von Franken. Sie können nur existieren, wenn die jeweilige Dorfgemeinschaft zusammenhält und die Organisation übernimmt. Hier werden noch alte Bräuche gepflegt und die Kirchweihlieder ertönen bei den verschiedenen Anlässen:

„Die Kerwa is kumma, die Kerwa is do,
die Aldn, die brumma, die Junga sen froh.“

Die Lieder werden aber nicht einfach wiederholt, sondern variiert, aber auch neu zu aktuellen Ereignissen gedichtet. Erst durch diese gelebte Form erhält das Brauchtum seine Daseinsberechtigung.
Besonders gepflegt wird diese Tradition in Gemeinden wie beispielsweise Untermembach, Großenseebach, Oberreichenbach, Röttenbach und Weppersdorf, wo die Kerwa noch richtig lebt.
Ganz wichtig für eine Kerwa: Ohne ein Wirtshaus funktioniert gar nichts! Die Kerwa beginnt mit einer Schlachtschüssel am Donnerstag. Das Beste vom Schwein ist gerade gut genug; dazu zählt als erstes das Kesselfleisch, bevor etwas später die Blut- und Leberwürste mit Kraut auf den Teller kommen. In den Monaten mit einem „r“ im Namen gibt es natürlich auch Karpfen zu essen. In den Häusern der Ortschaft werden die „Küchli“ gebacken.

Kerwa Oberreichenbach

Ein wichtiger Bestandteil der Kerwa ist der Baum, der eigentlich als „Tanzmaien“ tituliert werden müsste. Bis auf eine schöne Krone entastet und mit bunten Bändern sowie einem Kranz und Fahnen geschmückt, wird er von den Kirchweihburschen am Samstag aufgestellt. Jede Ortschaft will natürlich den größten und schönsten Baum haben, um damit die Nachbarn zu übertrumpfen. Er ist am Montag gegen Abend der Mittelpunkt beim „Maien raustanzen“. Dabei umrunden die Burschen mit ihren Mädchen den Baum. Ein Lied dazu lautet:

„Schaud nauf auf’n Maibam, schaud nauf in die Heeh!
Schaud ro auf die ald’n Weiber, wie’s bleck’n die Zeeh.“

Durch das Klingeln eines Weckers wird das Siegespaar ermittelt. Die junge Frau erhält ein Kaffeeservice, der Bursche einen Deckelkrug. Allerdings hat er dadurch auch die Ehre, seine Kollegen zu einem späteren Zeitpunkt aushalten zu dürfen.
Vor allem im Seebachsgrund tragen die Burschen beim Raustanzen noch die weißen Schürzen, die mit bunten Stoffbändern und Blumen geschmückt sind.

Kerwa Seebachsgrund


Meist schließt sich an das Raustanzen noch das „Geeger Rausschlog’n“ an. Der „Geeger“ wird kurz zuvor im Dorf „organisiert“ und nach der Aktion auch wieder zurückgebracht. Beim „Geeger Rausschlog’n“ müssen die Ortsburschen mit einem armdicken Stamm einen Blecheimer oder einen Tropf treffen, der stellvertretend für den „Geeger“ steht. Zuvor werden den Kandidaten die Augen verbunden und ihr Orientierungssinn durch mehrmaliges Drehen durcheinandergebracht. Auf Zurufe aus dem Publikum müssen sie versuchen, den Eimer zu treffen. Geht der Wurf daneben, so lässt sich die Musik lediglich einige traurige Töne entlocken. Erst beim Treffer gibt es einen Tusch.
Beim Kirchweihumzug am Sonntag werden die Ereignisse des letzten Jahres aufs Korn genommen. Die Honoratioren und die Politiker im Ort müssen sich zahlreiche kritische Anmerkungen gefallen lassen.
Nacheinem arbeitsreichen und intensiven Wochenende wird von den Beteiligten die Kirchweih am Montagabend eingegraben, um eine Jahr später wieder aufzuerstehen.
Neben diesen Hauptpunkten gibt es in manchen Ortschaften noch Ergänzungen, so wird etwa in Röttenbach am Dienstag zum Abschluss der „Krumme“ aufgestellt, ein möglichst verwachsenes Exemplar von Baum.

Kerwa Großenseebach


Ohne das Engagement der gesamten Dorfgemeinschaft geht bei einer Kirchweih nichts. Die Hauptlast tragen aber die unverheirateten Ortsburschen. Das Fest ist für sie jedes Jahr eine neue Herausforderung. Neben der körperlichen Anstrengung beim Baumholen und -aufstellen kommt noch etwas anderes dazu: Sie müssen sich eine Herzdame auswählen. Früher hat die Kirchweih viele Paare zusammengeführt. Nicht umsonst heißt es in einem Lied:

“ Und heid in achd Dooch is die Kerwa vorbei,
do ham die aldn Weibä die gressd Wäscherei.“


Unser Fränkischer Bund e.V.

eine Standortbestimmung von Joachim Kalb

Schon 1423 gab es einen Vertrag zwischen fränkischen Bischöfen, Markgrafen, Grafen, Herren und Rittern mit dem Namen Fränkischer Bund. Der Zusammenschluss diente „zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, die unter ihnen vorfallende Zwistigkeiten gütlich gemacht werden sollten.“ So der damalige Wortlaut.

Auch im Oktober 1923 erschien eine Vierteljahresschrift unter dem Namen „Der Fränkische Bund für fränkische Kunst und Kultur“ vom Verlag „Der Bund“, Nürnberg (Bild).

Als 1990 der Name Fränkischer Bund e.V. von den Vereinsgründern (von denen noch einige im Verein aktiv sind) ausgewählt wurde, wusste man freilich nichts von 1423 und 1923, wenngleich unbewusst das gesamt-fränkische Denken, die eigenständige fränkische Kultur und die Vermeidung von Zwistigkeiten untereinander als Hauptziele in unserem Fränkischen Bund auch heute noch gelten.
Nun, 1990 gab es bereits den Frankenbund, die Fränkische Arbeitsgemeinschaft und eine Vielzahl örtlicher fränkische Kulturvereine, wozu noch einen Fränkischen Bund e.V.?
Die Antwort ist simpel und einleuchtend: Deutschland ist und bleibt eine parlamentarische Demokratie. Und in einer Demokratie werden nun mal Veränderungen aller Art über politische Mehrheiten auf der Grundlage des Grundgesetzes durchgesetzt. Im neuen vereinten Deutschland fehlte dringend ein fränkischer Verein, der Wege aufzeichnete, wie man fränkische Interessen auch politisch im vorhandenen pluralistischen System mit ausschließlich demokratischen Mitteln durchsetzen kann .
Begonnen haben wir in den 90ern mit dem Antrag an das Bundesverfassungsgericht nach Art. 29 GG samt 8000 beglaubigten Unterschriften die Errichtung eines Bundeslandes Franken innerhalb Deutschlands durch die Zulassung eines Volksbegehrens: “Bundesland Franken“ zu ermöglichen. Der Antrag wurde zwar aus nicht nachvollziehbaren Gründen ausführlich begründet abgelehnt, aber es wurde uns immerhin durch das höchste deutsche Gericht bestätigt, dass Franken einen eigenen Kulturkreis innerhalb Deutschlands bildet.

In schneller Folge kam von uns danach eine Petition nach der anderen in den Bayerischen Landtag wie Rückführung der fränkischen Kulturgüter (4 Petitionen 14000 Unterschriften), Durchsetzung des Tages der Franken, Durchsetzung der Frankenfahne auch an kommunalen Gebäuden, Zusammenlegung der drei fränkischen Bezirke, Änderung des Landesnamens in  Bayern-Franken, regionale Produkte bevorzugen, wobei unsere Region Franken und nicht Bayern ist. Von 1990 bis heute machten wir Eingaben bezüglich der Programmgestaltung des Bayerischen Rundfunks, was Unterhaltungssendungen betrifft. Unsere diesjährige Aktion Abschaffung der „Strabs „zusammen mit anderen Bürgerinitiativen und den Freien Wählern war zwar erfolgreich, muss aber trotzdem im Auge behalten werden. Auch wenn viele Dinge durchgebracht wurden, es muss ständig nachgekartet werden wie etwa beim Bayerischen Rundfunk, „Invest in Bavaria“, Rückgabe unserer Kulturgüter, Vermittlung fränkischer Geschichte und Mundart in den Schulbüchern, Lehrplänen sowie Instituten, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie in der Demokratie allgemein braucht es eben auch da einen langen Atem. Als Mittel zur Durchsetzung dienen uns neben den genannten Petitionen und Anträgen Beteiligungsformen, die jedes Mitglied vor Ort wahrnehmen kann, wie die klassischen Leserbriefe, Schreiben an Lebensmittelketten usw., Beteiligung oder Organisation von Veranstaltungen vor Ort (Fahnenübergabe, Einmischung in öffentliche Diskussionen um eine offene Gesellschaft zu erhalten und auszubauen, Aktionen zu Jahrestagen). Dazu kommen Äußerungen in den sog. sozialen Medien bzw. in den Foren von Zeitungen und anderen Medien.

Die Landtagswahlen und damit die Gleichung Bayern = CSU sind nun Geschichte. Die Karten werden neu gemischt. Das betrifft natürlich auch unseren Verein für Franken und gibt uns die Möglichkeit unsere „Dauerbrenner“ (z.B. BR) den neuen politischen Akteuren im neuen Parlament erneut zum Durchbruch zu verhelfen. Unsere Themen und Aktionen werden uns von den Medien und den tagespolitischen Entscheidungen der Landespolitik was Franken betrifft vorgegeben. Dies aber kann der Vorstand nicht alleine reißen, da braucht es schon unsere selbstbewusste demokratisch orientierte Mitgliederschaft!

Ob man am Infostand Unterschriften sammelt oder Drehorgel spielt, die Mastanlage auf dem Staffelberg über
Jahre funktionsfähig erhält und zweimal im Jahr die Fahne wechselt, auf einer Mundartveranstaltung
Gedichtla und Gschichtla erzählt oder ein Transparent für eine FB-Demo zimmert, über 15 Jahre einen FB
Schaukasten in der Innenstadt aktuell bestückt, über Jahrzehnte das Vereinsarchiv pflegt bzw. sich beim
Bayerischen Rundfunk über die 450 zigste Folge von „dahoam is dahoam“ beschwert, fest steht:
Ohne die zuverlässige Mithilfe seiner Mitglieder kann kein Verein auf Dauer bestehen. Das gilt auch für unseren Verein für Franken.

München lügt! (9)

– von Manfred Hofmann –

Ein schönes Beispiel für den unterschiedlichen Umgang mit der Wahrheit in Franken auf der einen und in Bayern auf der anderen Seite sind die zwischenzeitlich weltberühmten „Stolpersteine“. Es handelt sich um im Boden verlegte kleinen Gedenktafeln, die auf öffentlichen Gehwegen an Menschen erinnern, die in den angrenzenden Häusern gewohnt haben und in der NS-Zeit ermordet wurden.
„Keine Nation, die sich eines großen Verbrechens schuldig gemacht hat, gibt sich einer ehrlichen Aufarbeitung und Sühne mit mehr Unerbittlichkeit hin als Deutschland. (…) Die Stolpersteine sind nun überall“ schreibt Roger Cohen in der New York Times.
Der Leser der New York Times muss bei einer Deutschlandrundfahrt davon ausgehen, dass es in München zu besonders wenigen Opfern des NS-Regimes gekommen ist. Die Stadtratsmehrheit in dieser Stadt lehnt nämlich Stolpersteine auf öffentlichem Grund zum Gedenken an Naziopfer ab. So ehrlich wie Cohen meint, ist man in Deutschland eben doch nicht überall.
Die krampfhafte Münchner Suche nach Gegenargumenten erinnert daran, wie schwer man sich in dieser Stadt mit einem NS-Dokumentationszentrum tut. „München scheut die Aufarbeitung seiner Nazi-Vergangenheit“ und „die ursprüngliche Direktorin (Irmtrud Wojak) hatte vorgeschlagen, ein aufklärerisches, für die Stadt unangenehmes Konzept umzusetzen und blitzte damit ab“ schrieb Spiegel-Online zu diesem Thema am 17.11.2012. Nach Wojaks Konzept sollte danach gefragt werden, warum Hitler gerade in München so schnell politische Karriere machte und warum gerade vor den Toren der Stadt München das erste nationalsozialistische Konzentrationslager errichtet wurde. Nach der Entlassung Wojaks kommt es nun nicht mehr zu den von ihr geplanten Recherchen, um weitere für die Stadt unvorteilhafte Aspekte ihrer Geschichte auszuleuchten.
Am 30. April 2015 ist das Dokumentationszentrum schließlich eröffnet worden. Es sei „Zeit ins Land gegangen, mehr Zeit als andernorts“, sagte der seinerzeitige Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), dazu. – Was lange währt wird endlich gut-?

In diesem Falle nicht!

2009: „I had a Dream“ – Ich hatte einen Traum…

„Eine Veranstaltung bei der fränkische Künstler aller Sparten (von verschiedensten Musikrichtungen, über Kabarett bis hin zu Theater und Volkstanz) ihr Bestes geben sowie Produkte und Informationen aus Franken „an den Mann bzw. an die Frau“ gebracht werden.
Für solche Anlässe gibt es erfahrungsgemäß viele Sponsoren. Man könnte hier viele regionale Vereine, Gruppen und Gewerbe hinzuziehen. Als Sommerfest mit entsprechender Aufmachung könnte sich eine solche Veranstaltung nach einigen Jahren zum überregionalen Publikumsrenner entwickeln.
Eine Art Messe mit Musikprogramm – also Musikkünstler als Publikumsmagneten (Eintritt natürlich erforderlich), mit Informationsprogramm (Brauchtum, Trachten, Geschichte,…) sowie Verkauf (Messe) von regionalen, typisch fränkischen Produkten – also zu je 1/3 Unterhaltung, Information und Markt.
Beispiel: Die Entwicklung des Afrika-Festivals in Würzburg. Dieses begann mit einem kleinen Markt (kostenfrei) und einem Veranstaltungszelt mit Eintrittskarten. Inzwischen kostet sogar der Markt Eintritt und das Festivalgelände ist jedes Jahr gut gefüllt.“

2016 ging mein Traum in Erfüllung – das Edzerdla – ein fränkisches Mundart-Festival war geboren. Mit fränkischen Künstlern an der Streuobstwiese (Kärwaliedla) – und einem großen Festzelt, in dem vieles auftrat, was in Franken „Rang und Namen“ hat. Helmut Haberkamm und der Stadt Burgbernheim war ein Volltreffer gelungen. In Burgbernheim im westlichen Mittelfranken, wo Aischgrund, Steigerwald, Frankenhöhe und das Rothenburger Land sich berühren, fand sich ein idealer Platz für dieses Erlebnis.
Das gesamte Festival wird von der Stadt Burgbernheim organisiert und durchgeführt, unterstützt von einem ehrenamtlichen Helferteam. Ein Regionalmarkt, Verköstigungs-, Verkaufs- und Infostände vervollständigen das reichhaltige Angebot.

Eine kleine Auswahl der hochkarätigen Künstler von 2018:
Häisd’n’däisd vomm Mee, Kellerkommando, Bernd Regenauer, Oliver Tissot, Sven Bach, Wolfgang Buck, Johann Müller, Klaus Schamberger, Fitzgerald Kusz, Gerhard C. Krischker, Eberhard Wagner, Helmut Haberkamm, Günter Hießleitner, Michl Zirk, Theater Kuckucksheim, Skinny Winni Band, Waldschrat, die Fränkischen Straßenmusikanten, u. v. a. m.


Vom ersten (2016) zum zweiten (2018) Festival gab es kleine Veränderungen, die aber allesamt eine Verbesserung darstellten. Die Eintrittskarten sind unbedingt ihr Geld wert. Der fränkische Regionalmarkt könnte sich noch mehr von der normalen Verköstigung zu einer Auswahl von fränkischen Spezialitäten entwickeln. Hintergründe und Informationen zu Mundart / Dialekt – eher „ostfränkischer Sprachraum“ würden das ganze Programm noch weiter abrunden.

Fazit: „Gefällt mir“ – gerne wieder. Eine „Pflichtveranstaltung“ für alle traditionsbewussten Franken. Es gab auch keine Politiker, die sinnlose Lobeshymnen a la Parteiwahlkampf (siehe: Tag der Franken) von sich gaben. Der Bayerische Rundfunk war zwar anwesend, kümmerte sich aber um die Dokumentation und Berichterstattung und verdarb nicht die Veranstaltung durch seine „Mitgestaltung“.

Jürgen Raber

Links:

https://frankensein.de/mundart/

http://www.frankenrabe.de/doku.php?id=public:region:kultur:veranstaltungen:edzerdla

https://edzerdla.de/

https://www.facebook.com/Edzerdla2018/

Der „Tag der Franken“ 2018 in Ansbach

Seit 2006 findet im Wechsel zwischen den drei fränkischen Regierungsbezirken der „Tag der Franken“ statt. Diesmal war wieder der Bezirk Mittelfranken der Ausrichter, in der Bezirkshauptstadt Ansbach, der ehemaligen Metropole der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach.
Das Wetter hätte nicht schöner sein können, Schloss und Residenz sowie die Innenstadt bildeten ein pitorekes Ambiente für die Veranstaltung.
Am Hofgarten fand nach dem Kirchgang der Festakt der Bayerischen Staatsregierung mit Ministerpräsident Markus Söder statt, der von der Feldmusik der Rokoko-Festspiele in Ansbach umrahmt wurde.

Im gesamten Hofgarten schlossen sich am Nachmittag Festspiele mit markgräflicher Reiterei, Gauklern, Kindertheater Mitmachaktionen, Zauberern, Flugvorführungen von Greifvögeln, barocker Musik, Kutschfahrten und Tanzeinlagen an.


An der „Reitbahn“ gab es auf der Musikbühne Jazz-Frühschoppen, volkstümliche Musik mit den Heilsbronner Musikanten, Volks- und Tanzmusik der Berufsfachschule für Musik aus Dinkelbühl, Beiträge von Künstlern des Bayerischen Rundfunks, der Band „Weidwingl“ und David Saam mit „Bier gewinnt“.


Am Johann-Sebastian-Bach-Platz von früh bis spät Musik vom „Frankenwecker“ Heinz Becker, der Stadtjugendkapelle Zirndorf, der Bläserjugend Frankenhofen und den Frankenlandmusikanten.
Im Markgrafenmuseum wechselten sich Vorträge und Bratwurstführungen (mit Riechstation und Verkostung) ab, alle bei freiem Eintritt. So sprachen z.B. Prof. Dr. Wolfgang Wüst zum „Fränkischen Reichskreis – ein europäisches Regionenmodell“ (immerhin der Anlassgeber für die Veranstaltung) sowie Dr. Manfred Scholz . Sein Thema: „2. Juli 1500 – Geburt des fränkischen Reichskreises und (Tag der) Franken heute“. Weitere Themen waren z.B. „Die ansbachische Markgrafenstraße“, „Dorfkerwa in Franken als immaterielles Kulturerbe“ und „Markgräfliche Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1777 – 1783“.
Das Theater Ansbach bot eine historische Ausstellung zur eigenen Geschichte sowie eine Präsentation der Trachtenstelle des Bezirks Mittelfranken „Kleidung in Franken im Spiegel der Zeiten“ sowie verschiedene Lesungen und Erzählreihen.


Im „Gasthaus zum Mohren“ fand mehrfach „Wirtshaussingen“ mit der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik statt.
Am Montgelasplatz Heimatlieder, Tanzgruppen, Trachtentänze, Tanz und Musik aus der Partnerstadt Anglet in Frankreich sowie Theater von der Gruppe Rohr „Wie wir Franken genießen“. Tag der Jugendarbeit mit tollen Mitmachaktionen auf der Inselwiese, Stadt- und Turmführungen. Am Brückencenter unter anderem die Ausstellung „Franken in Bildern“ des fränkischen Künstlerkreises und die Lichtenauer Musikanten.
Begonnen hatte die Veranstaltung mit einem ökumenischen Gottesdienst in St. Gumbertus, wo auch die Fürstengruft geöffnet war und Orgel- und Kirchenführungen stattfanden, so wie auch Schlossführungen halbstündlich in der Residenz.

Das alles umrahmt auf den Plätzen, in den Straßen und Gassen von Informationsständen der unterschiedlichsten Vereine und Organisationen, vom Naturschutz über die regionalen Touristinformationen und dem Rundfunk bis hin zu unserem Verein „Fränkischer Bund“. Und durchströmt von Tausenden von gut gelaunten Franken und auch Gästen. Wir waren mit unserem Stand optimal an der Reitbahn platziert und erfreuten uns regen Interesses, am Ende hatten wir tatsächlich alle mitgebrachten Infomaterialien „unter die Leute“ gebracht. Es war eine tolle Veranstaltung.

Der nächste „Tag der Franken“ 2019 wird gemeinsam in Neustadt bei Coburg (Oberfranken) und in Sonneberg (Thüringen) also länderübergreifend gefeiert. Bis dann!

Peter Purrucker

 

Turbulente Zeiten

ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb

Präsidenten, die am Rad drehen, unser Europa droht auseinander zu fallen, zwei Schwestern im unchristlichen Dauerstreit lähmen die Groko, Fußball-WM-K.o. schon in der 1. Runde und ein gebürtiger Franke als betont bayerischer Ministerpräsident, der von der AFD gejagt wird. Was kommt nach der mittlerweile deutlich erhobenen Drohung, die CDU auf Bayern auszudehnen, was den Dauerverlust der absoluten Mehrheit der CSU in Bayern zu Folge hätte? Etwa der immer wieder von einigen in der CSU geforderten Austritt Bayerns aus der Bundesrepublik Deutschland? Der Schulterschluss von Seehofer mit Österreich und mit Orban zeigt bereits deutlich, dass Bayern seine eigene Außenpolitik macht.
Wenn es so weitergeht, werden wir Franken als ewiges deutsches Kernland uns entscheiden müssen, ob wir unseren deutschen Pass behalten dürfen oder mit unserer „bayerischen Besatzungsmacht“ Deutschland verlassen müssen. Gestoppt werden kann das dann einzig und alleine mit einem neuen Volksbegehren nach Art. 29 des Grundgesetzes, das ein Bundesland Franken als Ziel hat.

Während draußen in der weiten Welt vieles aus den Fugen gerät, hat ein neuer alter Begriff wieder Hochkonjunktur: “Heimat“. Speziell in Bayern bemühen sich die mächtigen und einflussreichen Kräfte wie Staatsregierung, Bayerischer Rundfunk und Fernsehen, Antenne Bayern und ein Teil der Supermarktketten (Rewe, Lidl…) usw. uns weiszumachen, unsere Heimat sei Bayern.
Trotz dieser „Übermacht“ gibt es eine – wie ich meine – überwältigende Mehrheit in Franken, die schlicht Franken als Heimat betrachten. Da stehen wir als Fränkischer Bund sicherlich nicht alleine da. Die mehr als absolute Mehrheit an Frankenfahnen, der Tag der Franken, der Zuspruch zu urfränkischen Festen und das Ausleben von fränkischen Traditionen belegen das. Wir als überparteilicher Verein haben und werden auch zukünftig unseren Beitrag dazu leisten. Konkret haben wir im Juni 2 Tage Flagge gezeigt beim Mundartfestival Edzerdla in Burgbernheim. Eine eindrucksvolle Demonstration fränkischer Sprache und Musik in allen Tonlagen, die sich gegenwärtig starker Nachfrage erfreut. Und diese, obwohl vom altbayern-lastigen BR-Funk vornehmlich im Unterhaltungssektor größtenteils ignoriert wird (Dahoam is dahoam, Chiemgauer Volkstheater…. usw.).

Eine FB-Abordnung besuchte kürzlich auch das Studio Franken in Nürnberg. Es gab bei der Führung viel zu bereden, so dass diese um fast 2 Stunden überzogen wurde. Es gab wenig Bewegung in der Argumentation seitens des BR – doch wie in der großen Politik ist ein Austausch immer besser als keiner.

 

Franken-Wandertipp: Auf den Moritzberg

Burgschänke Moritzberg

Mauritziuskapelle

Am Bahnhof Lauf (links der Pegnitz) startend unterquert man auf der mit rotem Kreuz gekennzeichneten Wanderroute die A9 und erreicht auf dem Forstweg nach ca. 4km Schönberg. Weiter geht es mit obiger Markierung 3km bequem durch die Feldflur und schließlich noch 2km steiler ansteigend auf den mit Kiefern bestandenen Moritzberg (603m ü. NN). Hier gibt es alles, was das Wanderherz begehrt:
Die ca. 400 Jahre alte Burgschänke mit großem Biergarten (09120/8393) lässt das Frankenherz höher schlagen. Man bekommt hier auch den Schlüssel, um den benachbarten 30m hohen Hindenburgturm zu besteigen. Die Jahrhunderte alte Mauritziuskapelle vervollkommnet das Ensemble auf dem Nürnberger „Hausberg“. Sie ist in Privatbesitz und nur bei besonderen Anlässen geöffnet.
In westlicher Richtung wandert man abwärts ins 3km entfernte Rockenbrunn (Markierung blauer Balken), wo das ehemalige Jagdschloss das urige Gasthaus „Zum Rockenbrunn“ (09120/798) beherbergt.

Gasthaus Rockenbrunn

Die Heimfahrt lasst sich von der Bushaltestelle Lauferstraße in Diepersdorf oder, nach weiteren fünf Wanderkilometern, vom Bahnhaltepunkt Röthenbach-Seespitze aus antreten. Als Ausgangspunkt der Tour kann man auch die südwestlich des Moritzberges gelegene, mit S-Bahn und Bus erreichbare Ortschaft Brunn wählen und dem mit rotem Punkt gekennzeichneten 9km langen Weg über Leinburg (Einkehrmöglichkeit besteht hierbei im für seine gute Küche bekannten Fachwerkbräustüble der einheimischen Brauerei Bub (09129/180213) zum Nürnberger Hausberg schreiten.
Als Wanderkarte für die Moritzbergtour empfiehlt sich die Fritsch Wanderkarte 75 Nürnberg-Fränkisches Seenland.
Die Wanderung enthält Abschnitte mit starken Steigungen und ist nur für trittsichere Wanderer geeignet.

Folker Steinbach

Fastnacht in Franken

– eine Betrachtung von Peter Purrucker

„Tanz, Musik und Büttenreden vom Feinsten in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen“ – so beschreibt der Bayerische Rundfunk (BR) „seine“ auch 2018 weit über Franken hinausgreifende und nicht nur quotentechnisch sehr erfolgreiche Sendung in seiner Internetpräsenz.
Da tat es der Stimmung auch keinen Abbruch, dass der damalige Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer mit seinem „Ministerpräsidenten-Kostüm“ (dunkler Anzug, Fliege) und auch der Innenminister Joachim Hermann (mit seinem gefühlt schon 93-mal getragenen Cowboy-Kostüm) diesmal nicht anwesend waren. Die Stellung der Staatsregierung hielt Markus Söder, der wieder mit hervorragendem Outfit als Prinzregent Luitpold auf- und gefiel.
Man wird aber anmerken dürfen, dass die so erfolgreiche Sendung mittlerweile Gefahr läuft, an Glanz zu verlieren, und zwar, weil sie sich nach meiner Meinung zu sehr auf die bewährten Kräfte verlässt, also z.B. Volker Heißmann und Martin Rassau, Michl Müller, Putzfrau Ines Procter, Bauchredner Sebastian Reich („Amanda“), Oti Schmelzer und andere. Die sind zwar alle gut, aber frische, noch weniger bekannte Kräfte sollten mehr einbezogen werden. Klasse, auch weil noch nicht so bekannt, waren z.B. die „Amorbacher Klostersänger“. An deren Auftritt konnte man auch sehen, dass bei aller Inszenierungs- und Regiearbeit das Publikum im Saal immer ein chaotisches, da nicht exakt vorhersehbares Element darstellt. Begeisterung im Saal z.B. beim Beitrag der Klostersänger „Viva Franconia“. Ähnlich auch die Reaktion auf den Auftritt von Matthias Walz, der sich des Themas „100 Jahre Freistaat Bayern“ annahm und dazu zunächst in Bayern-Ambiente und er selbst als weiß-blauer Bayer auftrat. Der „Knaller“ war dann seine Verwandlung in einen Franken, der Saal ging frenetisch mit. Schwach diesmal die Altneihauser Feierwehrkapell´n, deren „Franken-Bashing“ allmählich nur noch nervt. Viel besser kommen Beiträge an, die spezifisch fränkisch sind, wie z.B. die von Oti Schmelzer aus dem Steigerwald oder von Michl Müller aus der Rhön.
Was bleibt? Das gute Gefühl, dass es Franken (und nicht Ober-, Mittel- Unterfranken) sind, die so Erheiterndes und dies in fränkischer Mundart und qualitativ hochwertig auf die Bühne bringen können. Und das weniger gute Gefühl, dass es da doch noch viel mehr authentisch Fränkisches in der gesamten kulturellen Szene in unserer Region gibt, was wir aber in Rundfunk- und Fernsehprogrammen des Bayrischen Rundfunks allenfalls nur ansatzweise finden.
Und nächstes Jahr? Wird Markus Söder in das „Ministerpräsidenten-Kostüm“ umsteigen oder uns wieder mit gelungener Verkleidung überraschen? Taucht Joachim Hermann wieder als Cowboy auf oder fällt ihm vielleicht doch einmal was Besseres ein? Welche neuen Figuren aus dem dann ebenfalls neuen bayerischen Kabinett werden wir sehen? Und gibt es endlich auch einmal Beiträge aus dem baden-württembergischen oder thüringischen Franken?