München lügt (10)


„Das Europäische Parlament hat 751 direkt gewählte Mitglieder“ heißt es auf der Internetseite des Europäischen Parlaments. „Oberfranken“ wird im EU-Parlament von Frau Monika Hohlmeier vertreten, die bekanntlich aus Oberbayern stammt und keinen wirklichen Bezug zur Region Franken hat.

Da muss es in „Oberfranken“ ja ganz so sein, wie es das ZDF in „Tannbach“ darstellt, wird man sich im restlichen Europa denken. Bayern, wo man hinschaut, ganz sowie an der österreichischen Grenze halt. Jedenfalls kein Grund, besondere auf die Region am Main einzugehen. „Oberfranken“, die wollen, dass ihre Interessen vertreten werden, scheint es nicht zu geben. Die haben die Frau ja direkt gewählt.

Jetzt muss man wissen -und darauf muss man erst einmal kommen- dass auf der Grundlage des „Direktwahlaktes“ der Europäischen Union die Mitglieder des EU-Parlamentes in Deutschland keineswegs direkt gewählt werden. Vielmehr steht nach dem nationalen Ausführungsgesetz lediglich eine „starre“ Landesliste zur Wahl. Das bedeutet, dass die „Oberfranken“ nicht etwa „ihren“ Abgeordneten im EU-Parlament selbst wählen, sondern dass diese Wahl für die Oberfranken vom gesamten Bundesland vorgenommen wird. Die Gefahr, die damit verbunden ist, liegt auf der Hand. Es kann der Fall eintreten, dass eine Region von einem Abgeordneten „vertreten“ wird, der keinen Bezug zu dieser hat. Dies gilt insbesondere für das Bundesland Bayern, in dem Interessensgegensätze aufgrund seiner Größe in besonderes hohem Maße bestehen. Wenn man es gut meinen würde mit der Bevölkerung und wenn man ehrlich sein wollte, würde man daher bei der Aufstellung der Liste sorgfältig darauf achten, dass die jeweiligen Kandidaten einen wirklichen Bezug zu ihrem Wahlbezirk haben. Man meint es aber nicht gut und man will auch nicht ehrlich sein. Wichtig ist München alleine die Absicherung der demokratisch nicht legitimierten Machtstrukturen in dem von ihm dominierten Bundesland.    

Franken und die Kirchweih

Kerwa Untermembach

von unserem Gastautor Dr. Manfred Welker

In den Sommermonaten folgt in Franken eine Kirchweih auf die andere. Hier zeigen sich die Einwohner von ihrer aufgeschlossenen Seite, es gibt kulinarische Spezialitäten und vor allem eine breite Vielfalt an Bier wie sonst nirgendwo in Deutschland. Schließlich hat Franken die höchste Brauereidichte.

Kerwa Walberla

In ganz Deutschland bekannt sind natürlich die großen Feste, wie die Erlanger Bergkirchweih oder das Annafest in Forchheim, die Michaeliskirchweih in Fürth aber auch die Sandkerwa in Bamberg. Über die ganze Region hinaus, bringen die Limmersdorfer Lindenkirchweih und die Kirchweih auf dem Walberla fränkisches Brauchtum den Besuchern nahe.

Nur den Eingeweihten bekannt und daher weitaus liebenswerter sind jedoch die Feste in den kleineren Ortschaften von Franken. Sie können nur existieren, wenn die jeweilige Dorfgemeinschaft zusammenhält und die Organisation übernimmt. Hier werden noch alte Bräuche gepflegt und die Kirchweihlieder ertönen bei den verschiedenen Anlässen:

„Die Kerwa is kumma, die Kerwa is do,
die Aldn, die brumma, die Junga sen froh.“

Die Lieder werden aber nicht einfach wiederholt, sondern variiert, aber auch neu zu aktuellen Ereignissen gedichtet. Erst durch diese gelebte Form erhält das Brauchtum seine Daseinsberechtigung.
Besonders gepflegt wird diese Tradition in Gemeinden wie beispielsweise Untermembach, Großenseebach, Oberreichenbach, Röttenbach und Weppersdorf, wo die Kerwa noch richtig lebt.
Ganz wichtig für eine Kerwa: Ohne ein Wirtshaus funktioniert gar nichts! Die Kerwa beginnt mit einer Schlachtschüssel am Donnerstag. Das Beste vom Schwein ist gerade gut genug; dazu zählt als erstes das Kesselfleisch, bevor etwas später die Blut- und Leberwürste mit Kraut auf den Teller kommen. In den Monaten mit einem „r“ im Namen gibt es natürlich auch Karpfen zu essen. In den Häusern der Ortschaft werden die „Küchli“ gebacken.

Kerwa Oberreichenbach

Ein wichtiger Bestandteil der Kerwa ist der Baum, der eigentlich als „Tanzmaien“ tituliert werden müsste. Bis auf eine schöne Krone entastet und mit bunten Bändern sowie einem Kranz und Fahnen geschmückt, wird er von den Kirchweihburschen am Samstag aufgestellt. Jede Ortschaft will natürlich den größten und schönsten Baum haben, um damit die Nachbarn zu übertrumpfen. Er ist am Montag gegen Abend der Mittelpunkt beim „Maien raustanzen“. Dabei umrunden die Burschen mit ihren Mädchen den Baum. Ein Lied dazu lautet:

„Schaud nauf auf’n Maibam, schaud nauf in die Heeh!
Schaud ro auf die ald’n Weiber, wie’s bleck’n die Zeeh.“

Durch das Klingeln eines Weckers wird das Siegespaar ermittelt. Die junge Frau erhält ein Kaffeeservice, der Bursche einen Deckelkrug. Allerdings hat er dadurch auch die Ehre, seine Kollegen zu einem späteren Zeitpunkt aushalten zu dürfen.
Vor allem im Seebachsgrund tragen die Burschen beim Raustanzen noch die weißen Schürzen, die mit bunten Stoffbändern und Blumen geschmückt sind.

Kerwa Seebachsgrund


Meist schließt sich an das Raustanzen noch das „Geeger Rausschlog’n“ an. Der „Geeger“ wird kurz zuvor im Dorf „organisiert“ und nach der Aktion auch wieder zurückgebracht. Beim „Geeger Rausschlog’n“ müssen die Ortsburschen mit einem armdicken Stamm einen Blecheimer oder einen Tropf treffen, der stellvertretend für den „Geeger“ steht. Zuvor werden den Kandidaten die Augen verbunden und ihr Orientierungssinn durch mehrmaliges Drehen durcheinandergebracht. Auf Zurufe aus dem Publikum müssen sie versuchen, den Eimer zu treffen. Geht der Wurf daneben, so lässt sich die Musik lediglich einige traurige Töne entlocken. Erst beim Treffer gibt es einen Tusch.
Beim Kirchweihumzug am Sonntag werden die Ereignisse des letzten Jahres aufs Korn genommen. Die Honoratioren und die Politiker im Ort müssen sich zahlreiche kritische Anmerkungen gefallen lassen.
Nacheinem arbeitsreichen und intensiven Wochenende wird von den Beteiligten die Kirchweih am Montagabend eingegraben, um eine Jahr später wieder aufzuerstehen.
Neben diesen Hauptpunkten gibt es in manchen Ortschaften noch Ergänzungen, so wird etwa in Röttenbach am Dienstag zum Abschluss der „Krumme“ aufgestellt, ein möglichst verwachsenes Exemplar von Baum.

Kerwa Großenseebach


Ohne das Engagement der gesamten Dorfgemeinschaft geht bei einer Kirchweih nichts. Die Hauptlast tragen aber die unverheirateten Ortsburschen. Das Fest ist für sie jedes Jahr eine neue Herausforderung. Neben der körperlichen Anstrengung beim Baumholen und -aufstellen kommt noch etwas anderes dazu: Sie müssen sich eine Herzdame auswählen. Früher hat die Kirchweih viele Paare zusammengeführt. Nicht umsonst heißt es in einem Lied:

“ Und heid in achd Dooch is die Kerwa vorbei,
do ham die aldn Weibä die gressd Wäscherei.“


Unser Fränkischer Bund e.V.

eine Standortbestimmung von Joachim Kalb

Schon 1423 gab es einen Vertrag zwischen fränkischen Bischöfen, Markgrafen, Grafen, Herren und Rittern mit dem Namen Fränkischer Bund. Der Zusammenschluss diente „zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit, die unter ihnen vorfallende Zwistigkeiten gütlich gemacht werden sollten.“ So der damalige Wortlaut.

Auch im Oktober 1923 erschien eine Vierteljahresschrift unter dem Namen „Der Fränkische Bund für fränkische Kunst und Kultur“ vom Verlag „Der Bund“, Nürnberg (Bild).

Als 1990 der Name Fränkischer Bund e.V. von den Vereinsgründern (von denen noch einige im Verein aktiv sind) ausgewählt wurde, wusste man freilich nichts von 1423 und 1923, wenngleich unbewusst das gesamt-fränkische Denken, die eigenständige fränkische Kultur und die Vermeidung von Zwistigkeiten untereinander als Hauptziele in unserem Fränkischen Bund auch heute noch gelten.
Nun, 1990 gab es bereits den Frankenbund, die Fränkische Arbeitsgemeinschaft und eine Vielzahl örtlicher fränkische Kulturvereine, wozu noch einen Fränkischen Bund e.V.?
Die Antwort ist simpel und einleuchtend: Deutschland ist und bleibt eine parlamentarische Demokratie. Und in einer Demokratie werden nun mal Veränderungen aller Art über politische Mehrheiten auf der Grundlage des Grundgesetzes durchgesetzt. Im neuen vereinten Deutschland fehlte dringend ein fränkischer Verein, der Wege aufzeichnete, wie man fränkische Interessen auch politisch im vorhandenen pluralistischen System mit ausschließlich demokratischen Mitteln durchsetzen kann .
Begonnen haben wir in den 90ern mit dem Antrag an das Bundesverfassungsgericht nach Art. 29 GG samt 8000 beglaubigten Unterschriften die Errichtung eines Bundeslandes Franken innerhalb Deutschlands durch die Zulassung eines Volksbegehrens: “Bundesland Franken“ zu ermöglichen. Der Antrag wurde zwar aus nicht nachvollziehbaren Gründen ausführlich begründet abgelehnt, aber es wurde uns immerhin durch das höchste deutsche Gericht bestätigt, dass Franken einen eigenen Kulturkreis innerhalb Deutschlands bildet.

In schneller Folge kam von uns danach eine Petition nach der anderen in den Bayerischen Landtag wie Rückführung der fränkischen Kulturgüter (4 Petitionen 14000 Unterschriften), Durchsetzung des Tages der Franken, Durchsetzung der Frankenfahne auch an kommunalen Gebäuden, Zusammenlegung der drei fränkischen Bezirke, Änderung des Landesnamens in  Bayern-Franken, regionale Produkte bevorzugen, wobei unsere Region Franken und nicht Bayern ist. Von 1990 bis heute machten wir Eingaben bezüglich der Programmgestaltung des Bayerischen Rundfunks, was Unterhaltungssendungen betrifft. Unsere diesjährige Aktion Abschaffung der „Strabs „zusammen mit anderen Bürgerinitiativen und den Freien Wählern war zwar erfolgreich, muss aber trotzdem im Auge behalten werden. Auch wenn viele Dinge durchgebracht wurden, es muss ständig nachgekartet werden wie etwa beim Bayerischen Rundfunk, „Invest in Bavaria“, Rückgabe unserer Kulturgüter, Vermittlung fränkischer Geschichte und Mundart in den Schulbüchern, Lehrplänen sowie Instituten, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie in der Demokratie allgemein braucht es eben auch da einen langen Atem. Als Mittel zur Durchsetzung dienen uns neben den genannten Petitionen und Anträgen Beteiligungsformen, die jedes Mitglied vor Ort wahrnehmen kann, wie die klassischen Leserbriefe, Schreiben an Lebensmittelketten usw., Beteiligung oder Organisation von Veranstaltungen vor Ort (Fahnenübergabe, Einmischung in öffentliche Diskussionen um eine offene Gesellschaft zu erhalten und auszubauen, Aktionen zu Jahrestagen). Dazu kommen Äußerungen in den sog. sozialen Medien bzw. in den Foren von Zeitungen und anderen Medien.

Die Landtagswahlen und damit die Gleichung Bayern = CSU sind nun Geschichte. Die Karten werden neu gemischt. Das betrifft natürlich auch unseren Verein für Franken und gibt uns die Möglichkeit unsere „Dauerbrenner“ (z.B. BR) den neuen politischen Akteuren im neuen Parlament erneut zum Durchbruch zu verhelfen. Unsere Themen und Aktionen werden uns von den Medien und den tagespolitischen Entscheidungen der Landespolitik was Franken betrifft vorgegeben. Dies aber kann der Vorstand nicht alleine reißen, da braucht es schon unsere selbstbewusste demokratisch orientierte Mitgliederschaft!

Ob man am Infostand Unterschriften sammelt oder Drehorgel spielt, die Mastanlage auf dem Staffelberg über
Jahre funktionsfähig erhält und zweimal im Jahr die Fahne wechselt, auf einer Mundartveranstaltung
Gedichtla und Gschichtla erzählt oder ein Transparent für eine FB-Demo zimmert, über 15 Jahre einen FB
Schaukasten in der Innenstadt aktuell bestückt, über Jahrzehnte das Vereinsarchiv pflegt bzw. sich beim
Bayerischen Rundfunk über die 450 zigste Folge von „dahoam is dahoam“ beschwert, fest steht:
Ohne die zuverlässige Mithilfe seiner Mitglieder kann kein Verein auf Dauer bestehen. Das gilt auch für unseren Verein für Franken.